Letter from Georg Bredig to Max Bredig, May 8, 1936
- 1936-May-08
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Small JPG1200 x 1828px — 399 KBLarge JPG2880 x 4388px — 1.9 MBFull-sized JPG3606 x 5494px — 2.8 MBOriginal fileTIFF — 3606 x 5494px — 56.7 MBGeorg Bredig (1868-1944) provides personal advice to his son, Max Bredig (1902-1977), and encourages him to remain in touch with family.
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Bredig, Georg. “Letter from Georg Bredig to Max Bredig, May 8, 1936,” May 8, 1936. Papers of Georg and Max Bredig, Box 7, Folder 12. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/q5jej4r.
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8. Mai 36.
Mein lieber Max-Albert!
Ich glaube, dass Dein letzter Brief, der vom 26 Apr. datiert ist. Hoffentlich ist der Grund Deines Schweigens kein unangenehmer. Aber Du kannst Dir denken, dass es mich immer beunruhigt, von Dir keine Nachricht zu haben. Ich dürfte doch bei aller Mühe, die ich mir für Dich gebe, wenigstens beanspruchen, dass Du mir regelmässig alle 8 Tage mindestens ein paar Zeilen auf einer Postkarte als Lebenszeichen schreibst. Zu einer solchen hat man immer Zeit.
Hiermit übersende ich Dir:
1) Brief von Prof. Fre. aus H. wegen Arrh. mit Copie meines vorherigen Briefes an ihn. Die Aussichten auf Schweden scheinen wenigsten bei Arrh. also nicht gross.
2) Brief von Faj. in Camb. – Es kann lange dauern, bis sein zweifellos guter Wille für Dich Erfolg hat. Er hat wohl auch zunächst mit seinem eigenen Angelegenheiten vollauf zu thun.
3) Brief von Dr. Fiske U.S.A in der Angelegenheit eines jud. Cellulosechemikers, in dessen Interesse ich am 25. Febr. (!) an ihn geschrieben hatte, also anscheinend erfolglos. Es liegt mir auch dem Cell.-Mann nichts mehr, aber
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der Brief ist vielleicht auch für Dich instructiv. Ich frage mich nur, ob ich nicht Deinetwegen jetzt an meine amer. Freunde schreiben soll. Ich scheue nur die Gefahr, mein Pulver zu früh zu verschiessen, bevor Du genau weisst, was Du willst u. kannst.
In der Auswanderungsfrage wäre ich um Dich viel sorgloser, wenn ich Dich von einer guten Lebensgefährtin begleitet wüsste, die Deine Lebensweise sorgsam pflegt u. Dich vor allzugrosser Vereinsamung schützt. Natürlich ist das eine Verpflichtung auf Gegenseitigkeit. Der Bescheid Dr. Peschkowsky’s scheint mir eine starke Hemmung für die Auswanderung zu sein. Ich kann von hier aus unmöglich Deine Lage beurteilen. Schliesslich kommt der Tag jetzt, wo Du alt genug bist, die Verantwortung für Deine Lebensgestaltung ganz allein ohne mich zu übernehmen. Meine körperlichen u. geistigen Kräfte fangen auch an, mir die weitere Verantwortungslast zu verbieten. Ich bleibe natürlich weiter bereit, Dir soweit ich kann, beizustehen, aber die Führung u. Initiative für Deine weitere Lebensbahn musst Du nun ganz allein übernehmen. –
Wäre Spanien ein Land für Dich? Ich kenne zwar dort kaum Jemanden, würde aber ev. Sondierung über Moles u. Stock versuchen, wenn dort Arbeitsgebiete für Dich denkbar wären. Die polit. Verhältnisse sind freilich auch nicht gerade verlockend. Ich lege einen Brief von Frau Darmstadt-Stern
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(früher in Klrh. Pianistin u. Lehrerin am Main-Conservatorium, Gattin des Kapellmeisters Darmstadt u. Tochter des kürzl. verstorbenen Zürich Historikers, Schwester von Dora Stern von Beilstein-Redaktion) bei, den ich auch bald zurückerbitte. Sie merkt nichts von der Politik dort. –
Hast Du eigentlich Autofahren, wie beabsicht, gelernt? Das kann wohl immer nützlich sein. –
Wie steht es mit Deinem Pass? Hier gilt es als bedenklich, sich deshalb an die Polizei zu wenden oder ihn gelegentlich an eine Behörde zu überlassen, da er dann wahrscheinlich zurückbehalten wird.- Wenigstens ist zu erwarten, dass man nur noch Pass für das Inland erhält u. für Auslandreisen von Fall zu Fall erst Gesuche einreichen muss. –
Ich traf neulich bei Frau Marx die Maidy Go., die ein ungewöhnlich nettes u. tüchtiges Mädel (30 J.) (3/4 Judin) ist. Sie hat einen prächtigen Humor, ist stets heiter, ist hochmusikalisch u. sehr gescheit (Sprachen, Litteratur) u. hat sich tapfer in Berufe (kaufm., schreibmsascheine, hauswirtsch.) durchgeschlagen. Sie ist auch erheblich schlanker geworden u. sieht recht hübsch aus. Die Familie ist sehr gut (Urgrossvater Geheimrat Wendt!). Ich glaube, ich würde sie mir als Schwiegertochter wünschen. Tante Ida ist ganz entzückt von ihr. – Und wie ist es mit Eta Neumann? Ich bin neugierig, was Du mir von dem Vortrag von R. Kuhn am 9. Mai in d. Chem. Ges. berichten wirst. –
Sei gut mit Marianne!! Ihre Zukunft macht mir weiter grosse Sorgen. – Ich wundere mich, dass Du Tante Vally nicht aufgesucht
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hast, als sie neulich in Berlin war. Ich glaube, dass sie sich auch darüber mit Recht gewundert hat. Sie ist jetzt in Baden-Baden u. ich besuchte sie bereits dort am Montag 4. Mai. – Sie erwartete am 6 Mai dort auch Tante Fraenze. Ich werde beide hoffentlich dort bald mit Tante Ida besuchen oder hier sehen. –
Hast Du wenigstens inzwischen Tante Kaethe in der Pension Weinstein in Charlottbg. Aufgesucht oder sonst gesprochen? Ich bitte Dich, zu ihr so aufmerksam wie möglich zu sein, denn sie meint es besonders gut mit Marianne u. Dir. Ihr habe alle Ursache, Euch nicht von Euren Verwandten zu isolieren, denn wenn ich nicht mehr bin, steht Ihr sonst ganz allein in der Welt! Das macht mir grosse Sorge, besonders wenn Ihr Euch nicht richtig verheiratet. Jedenfalls meinen es Tante Ida u. Tante Kaethe besonders gut mit Euch u. sind zur Zeit noch am fürsorglichsten für uns. Tante Ida reist spätestens am 20. Mai hier ab u. will über Pfingsten in Gleiwitz sein. – Was macht Dein Magen? – Verschleppe die Beschaffung der 2 neuen Anzüge nicht! Geld sandte ich Dir ja wie gewünscht. Bleibe gesund u. sauber u. sei herzlichst gegrüsst von Deinem alten, immer mehr vereinsamenden Vater.
Soll ich nun an Pfeiffer wegen Finland schreiben? Oder hat das noch Zeit? Setze Dich nicht zwischen zwei Stühle!!! Erik Marx ist mir ein abschreckendes Beispiel.
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May 8, 1936
Dear Max-Albert,
I believe your last letter was dated April 26th. I hope the reason for your silence isn't an unpleasant one. Yet, you can imagine that not having any news from you always bothers me. Despite all the effort I make for you, I should at least request that you write me at least a few lines on a postcard every 8 days as a sign of life. One always has time for such a thing.
Enclosed, I am sending you:
1) A letter from Professor Fre. from H. about Arrhenius with a copy of my previous letter to him. The prospects for Sweden do not seem great, at least with Arrhenius.
2) A letter from Fajans in Cambridge. It can take a long time before his undoubted good will for you will be successful. He probably must also deal with his own affairs first.
3) A letter from Dr. Fiske in the U.S.A regarding a Jewish cellulose chemist, on whose behalf I wrote to Dr. Fiske on February 25th, apparently unsuccessfully. I am no longer dealing with the cellulose chemist, but
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the letter may also be instructive for you. I’m just wondering if I should not write to my American friends about you now. I just shy away from the risk of firing my revolver too early before you know exactly what you want and can do.
Regarding emigration, I would be much less concerned about you if I knew you were accompanied by a good life partner who can carefully take care of your needs and protect you from being too lonely. Of course, this is a mutual obligation. Dr. Peschkowsky's decision seems to me to be a large obstacle to emigration. It’s impossible for me to assess your situation from here. The day is finally here when you are old enough to take responsibility for your life independently without me. My physical and mental strength are also beginning to prevent me from bearing any further responsibility. Of course, I remain ready to help you as much as I can, but you must now take the lead and initiative for your further life path independently.
Would Spain be a country for you? Although I hardly know anyone there, I would try to inquire with Moles and Stock if there are any area of work there for you. Of course, the political situation isn’t exactly appealing either. I am enclosing a letter from Mrs. Darmstadt-Stern
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(formerly a pianist in Karlsruhe and a teacher at the Mainz Conservatory, the wife of the Darmstadt conductor, the daughter of the recently deceased Zurich historian, and the sister of Dora Stern from the Beilstein editorial team), which I request be returned soon. She doesn’t mention anything about the politics there.
Did you actually learn how to drive a car, as planned? That can always be useful.
What about your passport? Here it is considered questionable to ask the police or to incidentally hand it over to an authority, since it will then probably be confiscated. You can expect to only receive a passport for domestic travel and may have to first submit an application for trips abroad.
I recently met Maidy Go., at Mrs. Marx's, who is an remarkably nice and efficient girl (30 years old) (3/4 Jew). She has a wonderful sense of humor, is always cheerful, is very musical, and very clever (languages, literature). She has courageously tried out different professions (commercial sector, typing, housekeeping). She has also become considerably slimmer and looks quite pretty. The family is very good (her great-grandfather was Privy Councilor Wendt!). I think I would want her as a daughter-in-law. Aunt Ida is impressed by her. And how about Eta Neumann? I am curious what you will tell me about Kuhn’s lecture on May 9th at the Chemical Society.
Be good to Marianne!! Her future continues to worry me. I’m surprised that you didn't visit Aunt Vally
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when she was recently in Berlin. I think she was right to wonder about that too. She is now in Baden-Baden, and I visited her there on Monday, May 4th. Aunt Fraenze was also expecting her there on May 6th. I will hopefully visit both there soon with Aunt Ida or see them here.
Have you at least visited or spoken with Aunt Kaethe at the Pension Weinstein in Charlottenburg? I ask you to be as attentive to her as possible because she means well with Marianne and you. You both have every reason not to isolate yourselves from your relatives, because when I'm gone, you both will be all alone in the world! This worries me greatly, especially if you and Marianne don’t properly marry. In any case, Aunt Ida and Aunt Kaethe have good intentions when it come to you two and are currently still the most caring relatives towards us. Aunt Ida will leave here by May 20th at the latest and wants to be in Gliwice over Pentecost. How is your stomach? Don’t delay purchasing the 2 new suits! I sent you money as requested. Stay healthy and clean. Warmest regards from your old, increasingly lonely father.
Should I now write to Pfeiffer about Finland? Or is there still time? Don't procrastinate!! I believe Erik Marx is a disappointing example.