Letter from Ilse Wolfsberg to Max Bredig, August 2, 1941
- 1941-Aug-02
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Small JPG1200 x 1538px — 360 KBLarge JPG2880 x 3691px — 1.6 MBFull-sized JPG5396 x 6916px — 4.7 MBOriginal fileTIFF — 5396 x 6916px — 107 MBIlse Wolfsberg asks Max Bredig (1902-1977) for assistance in having an affidavit issued to support the immigration case of her fiancé, Fritz Hochwald (1897-1968), who is currently interned in the Miranda del Ebro concentration camp in Spain.
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Wolfsberg, Ilse. “Letter from Ilse Wolfsberg to Max Bredig, August 2, 1941,” August 2, 1941. Papers of Georg and Max Bredig, Box 9, Folder 25. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/s7dpxaw.
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513 - 6th Ave. S.E.
Minneapolis, Minn.
2. August 1941
Sehr geehrter Herr Dr. Bredig,
ich danke Ihnen vielmals für Ihren Brief vom 30. Juli. Was Sie über das deposit schreiben, ist selbstverständlich richtig. Entschuldigen Sie, dass ich nicht selbst daran gedacht hatte. In der Anlage füge ich wieder einen Wust von Briefen bei, darunter meinen nicht abgeschickten Brief an Werner Hochwald. Obwohl ich gestern die Absicht hatte, den Fall endgültig niederzulegen, da mich Fritz Hochwalds allzugrosser Gleichmut ärgerte und mich der Brief Werner H.s vom 30. durchaus verletzte, bin ich nach ziemlich langer Überlegung zu dem Resultat gekommen, dass es sich doch nicht lohnt wegen gekränkten Stolzes das Schicksal Hochwalds der Verantwortung eines anderen zuzuschieben. Nicht, weil ich zwei Jahre daran gearbeitet habe und mich im letzten Augenblick nicht um den Ruhm bringen will, ihm geholfen zu haben, sondern weil ich wirklich fürchte, dass Werner H. den Fall seines Bruders nur als Anhängsel zu der Visumsangelegenheit seiner Mutter benutzen will. Andernfalls könnte ich es mir ganz und garnicht erklären, weshalb Werner H. versucht - und zwar mit allen Mitteln - den Fall seines Bruders, an dem er bisher garnicht so sehr interessiert war, in die Hände zu bekommen.
Es ist nicht der Zweck meines Briefes, sehr geehrter Herr Bredig, von vornherein meine Handlungsweise zu rechtfertigen, sondern ich möchte Ihnen die Sache so darstellen, wie ich sie sehe, und Sie um Ihren Rat fragen.
Werner H.s Vorgehen ist m.E. nicht damit zu erklären, dass er unbedingt beweisen, dass er tüchtiger ist als ich. Diesen Ruhm würde ich ihm um der guten Sache willen gerne lassen. Die Gründe für mein Misstrauen sind:
1. Seine ständigen Ausfälle gegen seinen Bruder. Zum Beispiel schrieb er, ehe ich nach Washington reiste, er rate dringend davon ab, dass wir mit dem State Department verhandelten, um nicht in eine schiefe Stellung zu kommen, da er überzeugt sei, dass sein Bruder die Tatsache seiner früheren Ehe dem Konsul unterschlagen habe. Er gebrauchte diesen Ausdruck. Selbstverständlich ist dies nicht der Fall gewesen.
2. Die Affidavit-geschichte. Er hatte mir auf meine wiederholten Anfragen (seit Spanien), ob es ihm nicht möglich sei, seinem Bruder ein Affidavit zu geben, nicht geantwortet. Erst als National Refugee Service über das St. Louis Committee ihn darum anging, kam Antwort - genau zwei Monate nach meiner Anfrage. Das Zusatzaffidavit von Prof. Klamon- den Namen habe ich über Miranda erfahren; eine telegrafische Anfrage, ehe ich nach Washington fuhr, blieb unbeantwortet. Wieso musste dieser Herr unbedingt das Zusatzaffidavit für Frau Hochwald zeichnen, nachdem er sich ausdrücklich für Fritz H. verpflichtet hatte. Denn wenn auch Werner H. sich immer hinter die an sich nicht bestreitbare Feststellung verschanzen kann, dass ihm die Mutter vor den Bruder gehe, fällt dieser Gefühlsgrund doch für Herrn Klamon weg, der also - milde ausgedrückt nicht fair handelt, wenn er einem Menschen in Lebensgefahr plötzlich ein gegebenes Versprechen bricht. Und nun gar mit der Begründung, dass ihm dessen Familienverhältnisse zu kompliziert seien. Er will den Lebenslauf sehen. Ja, wenn Werner H. diesen ausfüllen kann, wird er ihn wohl auch jenem wissbegierigen Affidavitgeber erzählen können. Rätselhaft!
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(page 2)
Ausserdem hat leider das Affidavit von Herrn Klamon kaum noch einen praktischen Wert, da es ja nun - ob mit oder ohne Erfolg - für Frau Hochwald im State Department verwendet worden ist. Und das ist der Hauptgrund dagegen, den Fall Fritz H. seinem Bruder zu überlassen. Da vom State Department an sich nur zwei Affidavits verlangt werden, würde Werner H. wahrscheinlich das sich an sich nicht in seinen Händen befindende Affidavit des reichen Herrn Sam Jacobs unter den Tisch fallen lassen und seinen Bruder nur mit zwei schlechten Affidavits vertreten. Werner H. weiss, dass Herr Jacobs sein Affidavit nur dem National Refugee Service zusenden will, und er weiss auch weiterhin, dass das State Department sämtliche Papiere in einer Sendung erwartet.
Es ist nun fast tragisch, dass ich damals von Ihrem freundlichen Anerbieten um dieses Prof. Klamon willen keinen Gebrauch machte. Aber ich tat es in dem Glauben, dass ein Zusatzaffidavit eines guten Freundes von Fritz H.s Bruder auf den Konsul den besten Eindruck machen würde, nachdem dieser den finanziellen Wert des Bruderaffidavits beanstandet hatte. Als ich neulich in dem Brief an Werner H. (dessen Kopie ich Ihnen zugesandt hatte) ausdrückte, dass „Ihr“ Affidavit für Fritz keinen Wert haben würde, so geschah dies in der Absicht, Werner dazu zu beeinflussen, „den status quo“ für Fritz wiederherzustellen. Darf ich Sie bitten mir meine Hartnäckigkeit nicht zu verübeln - es ist mir entsetzlich peinlich, wenn ich mir erlaube Sie noch einmal zu fragen, ob dieses Affidavit sofort zur Verfügung gestellt werden könnte und was für ein Grund wohl angegeben werden könnte warum diese Dame ein Affidavit für Fritz H. ausstellt. Könnte, sie aussagen dass sie es aus Freundschaft zu Fritz H. oder zu mir oder aus einem idealistischen Grunde tue?
3. Ich bin mir ganz und garnicht sicher, ob Werner H. die Biographical Data gut ausfüllt, da er mit dem Lebenslauf seines Bruders nicht so vertraut ist wie ich und zu den schliesslich auch vorhandenen Meriten seines Bruders stets eine ungläubige und irenische Stellung eingenommen hat. Auch habe ich den Eindruck, dass er von den Empfehlungen - die doch unsere Hauptstärke sind - keinen Gebrauch machen will, da er mich nicht einmal um eine Aufstellung fragt oder um. Auskunft darüber bittet. Prof. Gortner hat übrigens noch eine sehr gute Empfehlung an den neuernannten Dr. Bush im Stäte Department gegeben, dessen Amt darin besteht, alle für National Defense wertvollen Kräfte zu sammeln.
Schliesslich macht es einen besseren Eindruck, wenn ich die „Data" ausfülle, nachdem ich selbst, mit Washington verhandelt habe. Die Frage unter Punkt 7 über „Family Status" kann ich mit "engaged to affiant" beantworten und Fritz H.s Scheidung darunter abhandeln, wogegen Werner H. meine Existenz gewiss nicht betonen würde.
Ich habe noch eine Sorge. Fritz H. schrieb mir, dass er Sie gebeten hätte, die dem Brief an Sie beigefügten Briefe an Werner H. und mich zu lesen. Fand sich in dem Brief an Werner etwa die Aufforderung, dass dieser den Antrag beim State Department machen solle? Bitte seien Sie so freundlich mich darüber telegrafisch aufzuklären, da ich mich im Ja Falle noch morgen mit Fritz per Kabel verständigen muss.
Ich danke Ihnen herzlichst für alle Ihre Mühe.
Mit den besten Grüssen
Ihre Ilse Wolfsberg
Viele Grüsse an Fräulein Hayn.
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513 - 6th Ave. S.E.
Minneapolis, Minnesota
August 2, 1941
Dear Dr. Bredig,
Thank you very much for your letter from July 30th. What you write about the deposit is of course correct. Apologies, I hadn't thought of it myself. Enclosed are many letters, including my unsent letters to Werner Hochwald. Although I intended to finally write down the case yesterday, especially since Fritz Hochwald's stoicism annoyed me and Werner Hochwald’s letter from July 30th hurt me, I concluded after a long consideration that it is not worthwhile to blame Hochwald’s fate on someone else's responsibility This is not because I've been working on it for two years and don't want to lose the credit for helping him at the last minute, but because I really fear that Werner H. only wants to use his brother's case as a supplement to his mother's visa issue . Otherwise I couldn't explain at all why Werner H. is attempting to assume responsibility for his brother's case, which hasn’t interested him that much up to now.
It is not the purpose of my letter, dear Mr. Bredig, to justify my actions from the outset, but I would like to present the matter as I see it and ask for your advice.
In my opinion, Werner Hochwald’s actions cannot be explained by the fact that he must prove that he is more competent than I am. I would gladly give him this fame for the sake of a worthy cause. The reasons for my distrust are:
1. His constant attacks on his brother. For example, before I left for Washington, he wrote that he strongly discouraged us from negotiating with the State Department so not to get into an awkward position. He was convinced that his brother was hiding his previous marriage from the Consul. He used that expression. Of course, this was not the case.
2. The Affidavit Story. He had not answered my repeated requests (since Spain) whether it would be possible for him to give his brother an affidavit. Only when the National Refugee Service approached him through the St. Louis Committee did he respond. This was exactly two months after my request. I found out about the additional affidavit from Professor Klamon, whose name I received from Miranda, when a telegraphed inquiry went unanswered before I went to Washington. Why did this gentleman absolutely have to complete the affidavit for Mrs. Hochwald after he had expressly committed himself to Fritz Hochwald? Even if Werner Hochwald can always hide behind the undeniable fact that his mother comes before his brother, this sentiment does not apply to Mr. Klamon, who - to put it mildly - is not acting fairly if he breaks a promise to a person whose life is in danger. Moreover, now he’s saying that his family relationships are too complicated for him. He wants to see Hochwald’s resume. Yes, if Werner H. can fill this out, he will probably be able to tell that to inquisitive person completing the affidavit. Puzzling!
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(page 2)
In addition, Mr. Klamon’s affidavit unfortunately does not have much practical value since it has now been used - with or without success - for Mrs. Hochwald by the State Department. Hence, that is the main reason against leaving Fritz Hochwald’s case in his brother’s hands. Since only two affidavits are required by the State Department, Werner Hochwald would probably not use the affidavit of the wealthy gentleman, Mr. Sam Jacobs, which he does not have in his hands. Hence, he would only represent his brother with two bad affidavits. Werner Hochwald knows that Mr. Jacobs only wants to send his affidavit to the National Refugee Service, and he also knows that the State Department expects all papers in one shipment.
It is now almost tragic that I did not make use of your kind offer at the time for the sake of Professor Klamon. However, I did so under the impression that an additional affidavit from a good friend of Fritz Hcohwald’s brother would make the best impression on the consul after he had questioned the financial value of Werner’s Hochwald’s affidavit. When I recently expressed in the letter to Werner Hochwald (a copy of which I sent you) that “your” affidavit would have no value for Fritz, it was with the intention of influencing Werner to restore “the status quo” for Fritz. Please don’t blame me for my obstinacy. I am terribly embarrassed to take the liberty of asking you again if this affidavit could be made available immediately and what reason could be given for why this lady will issue an affidavit for Fritz Hochwald. Could she say that she is doing it out of friendship with Fritz Hochwald, with me, or for an idealistic reason?
3. I am not at all sure if Werner Hochwald would fill out the biographical data well, especially since he is not as familiar with his brother’s CV as I am and has always taken an incredulous and ironic position towards his brother’s merits. I also have the impression that he does not want to make use of the recommendations - which are our main strength - since he does not even ask me for a list or for information about it. Incidentally, Professor Gortner recently gave a very good recommendation to the newly appointed Dr. Bush in the State Department, whose office supports National Defense.
Finally, it makes a better impression if I would fill out the “data,” especially since I negotiated with Washington myself. I can answer the question under point 7 about “family” with “engaged to affiant” and deal with Fritz H.'s divorce, whereas Werner Hochwald would certainly not highlight my existence.
I have one more concern. Fritz Hochwald wrote to me that he had asked you to read the letters addressed to me and Werner Hochwald, which were enclosed in a letter to you. Was there a request in the letter to Werner that he should submit the application to the State Department? Please be so kind as to enlighten me about this by telegram. If the answer is yes, I must communicate with Fritz by telegram tomorrow.
Thank you very much for all your efforts.
Best regards,
Ilse Wolfsberg
Hello to Ms. Hayn.