Letter from Georg Bredig to Max Bredig, May 25, 1927
- 1927-May-25
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Small JPG1200 x 1530px — 300 KBLarge JPG2880 x 3672px — 1.6 MBFull-sized JPG5505 x 7018px — 5.5 MBOriginal fileTIFF — 5505 x 7018px — 111 MBGeorg Bredig (1868-1944) provides professional advice and references to his son, Max Bredig (1902-1977).
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Bredig, Georg. “Letter from Georg Bredig to Max Bredig, May 25, 1927,” May 25, 1927. Papers of Georg and Max Bredig, Box 7, Folder 9. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/oxdlko0.
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PROF. DR. G. BREDIG
KARLSRUHE I. B., DEN 25 MAI 1927
WOHNUNG: BAHNHOFSTR. 14, FERNSPRECHER 1068.
TECHNISCHE HOCHSCHULE: FERNSPRECHER 4093.
INSTITUT F. PHYSIKAL. CHEMIE U. ELEKTROCHEMIE
Lieber Max-Albert!
Du kannst Dir denken, dass ich bei den wichtigen Entscheidung, die Du nun wegen Deiner Zukunft zu treffen hast, stets in Gedanken mit Dir bin. Zunächst die Frage Deines ev. Übertritts in das Hauptlaboratorium der I.G. od. die Abteilung von Herrn Mark. Ich sprach Herrn Mark gestern hier darüber. Er meinte, dass er mit Deinem Eintritt wohl bis 1. Sept. (oder 1 Okt.) warten könne, dass aber Deine Meldung bei der I.G. bald erfolgen müsse, denn die Erledigung Deines Antrages werde sowieso 2-3 Monate dauern können. Du hättest also in der nächsten Wochen also etwa bis 11. Juni einen Antrag mit Lebenslauf u. ausführlichen Bildungsgang (Angabe Deiner Publikationen u. akademischer Examensnoten) u. Angabe Deiner Lehrer, die über Dich Auskunft erteilen könnten. (St. Goldschmidt, K. Freudenberg, Haber, Kallmann, Mark, Pohl) an die Direktion der I.G. Farbenindustrie A.G., Ludwigshafen a/Rh.“ mit der Bitte um Anstellung einzureichen (ev. unter Bezugnahme auf eine Anregung von Herrn Dr. Mark). Du wirst aber jedenfalls gut thun, gleichzeitig an Herrn Mark Nachricht zu senden, dass Du Deinen Antrag bei der I.G. eingereicht hast. Er will sich dann darum kümmern u. würde Dich gern nehmen, wenn die Direktion zustimmt. Du würdest bei ihm in nächster Zeit wohl mit Roentgen arbeiten aller Art zu thun kriegen u. auf diesem Gebiete alle möglichen Arten ihrer Verwertung kennen lernen, wohl auch viel Anderes Interessante kennen lernen. – Nach meiner Ansicht spielen bei der heterogenen Katalyse allerdings nur die äussersten Kraftfelder in der äussersten Oberfläche des zertrümmerten, atomistisch rauh geworden Gitters eine Rolle (vergl. Taylor u. Kistiakowsky, Zeitschrift für physikalische Chemie, 125, S. 345 (1927)) u. damit wohl die äussersten Atomelektronen
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u. die Bahndeformation bezw. die des Substrates. Hier werden wohl optische Eigenschaften in der äussersten Oberfläche Aufschluss geben u. ich habe eine leise Hoffnung, dass auch Deine jetzigen Studien in Göttingen für die heterogene Katalyse lehrreich u. anregend sein können. Ich sprach auch Herrn Prof. Hevesy aus Freiburg, der mich vorgestern hier besuchte. Ich erzählte ihm auch von Dir, aber es scheint mir, dass er jetzt keine Assist. Stelle für Dich hat. Heute habe ich auch Deinetwegen an Fajans geschrieben, er ist aber wohl in diesen Tagen in Dresden zur Bunsen-Versammlung, die ich mir aus finanziellen u. körperlichen Gründen versagen muss. – Ich glaube, dass, wie auch Freund Haber, meint, die jetzt vielleicht* erhältlich Stellung im Mark’schen Laboratorium eine eigenartige u. nicht so leicht wiederkehrende Gelegenheit ist, in der Technik besonders wissenschaftlich gerichtete Thaetigkeit zu finden. Ich bin also sehr dafür. Die Entscheidung u. Verantwortung für diese musst Du allerdings allein jetzt tragen. Du wirst nun 25 Jahre alt u. musst der Zukunft nüchtern u. entschlossen in’s Auge sehen! Die Zeiten des warmen Nestes zu Hause oder bei Freunden wie Haber sind meines Erachtens vorüber u. Deiner selbstständigen Entwicklung nicht mehr dienlich. Aus diesem Grunde bin ich auch nicht so sehr für Annahme des rührend guten u. gutgemeinten Angebotes von Haber, da Du dort wieder in ein warmes Nest mit bekannter Umgebung kriechen würdest, anstatt Dich als Mann auf eigene Füsse zu stellen. Willst Du durchaus nicht in die Technik, so muss ich Dich bitten, Dich selbst nach einer Assistentenstelle umzusuchen (wobei Du Dich natürlich auf Auskünfte Deiner oben genannten Lehrer u. ev. auch auf mich beziehen kannst). Hängt Dein Herz sehr an weiterem wissenschaftlichen Studium, so würde ich Dir zu folgenden Plätzen raten:
1) Kopenhagen: Bjerrum (Veterinärschule) u. Brönsted (Universität) über moderne „Aktivitäts-Lehre“ (Mit monatlich 250 M. soll man dort auskommen)
(Bohr soll nur noch Quantenmechanisch arbeiten, nicht chemisch)
2) Zürich: Victor Henri, Phys. Chemiker a.d. Universität. Dieser hat glänzende (für die organische Chemie vermutlich fundamentale) Forschungen über ultraviolette Band-Spektren gemacht, die ich für sehr wichtig halte.
3) München: Fajans, Ionenformation
4) Grimm: Würzburg, Ionen. Krystalle vergl. Handbuch der Physik. Ich gab Dir Sonderabdruck.
5) V. Goldschmidt: Oslo: Vergl. Berichte d. Chem. Ges. Letztes Heft No. 5 Seite 1263.
6) Tammann: Göttingen: Metallographie u. Frank-Pohl weiter.
(left margin)
*Herr Mark kann Deine Anstellung wohl empfehlen, aber die Entscheidung darüber haben andere Instanzen bei der I.G.
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II.
PROF. DR. G. BREDIG
KARLSRUHE I. B., DEN 25 MAI 1927
WOHNUNG: BAHNHOFSTR. 14, FERNSPRECHER 1068.
TECHNISCHE HOCHSCHULE: FERNSPRECHER 4093.
INSTITUT F. PHYSIKAL. CHEMIE U. ELEKTROCHEMIE
Alle die Genannten sind mir u. wohl auch Dir wohlgemeint. Falls ich Deinen Unterhalt bezahlen kann, würden sie Dich gewiss gern in ihren Instituten aufnehmen. Ob sie Dir aber eine Assistentenstelle geben könnten, ist sehr fraglich u. im Ausland wohl unmöglich. Wäre es nicht möglich, dass Du bei Windaus oder Tammann (ev. auf Pohls u. Haber Empfehlung) als Assistent ankämest?
Ich müsste Dich sonst also noch 1-2 Jahre ernähren, u. ich frage mich, ob ich es Marianne gegenüber verantworten kann, wenn ich für sie nicht noch, solange ich leben u. im Amt bin, etwas (wenn auch weniger) spare. In meinem Alter kann mir, obwohl es mir verhältnismässig gut geht, jeden Tag etwas passieren, u. dann Mutter nur ihre Wittwepension von ca. 300 M. monatlich u. mein hinterlassenes Vermögen würde nur etwa 1000 M. Zinsen jährlich geben. Falls Mutter stirbt, fällt auch die Pension fort u. Ihr beiden Kinder habt zusammen nur die obengenannten spärlichen Zinsen, von denen Deine Schwester, selbst wenn sie alle Zinsen, wie ich denke, ganz allein bekommt, gewiss nicht leben kann. Falls ich also Dich noch 1-2 Jahre auf Hochschule ernähren müsste, müsstest Du mir versprechen, was ich ohnehin hoffe, später für Deine Schwester mit zu sorgen, falls sie nicht heiratet oder auskömmlichen Beruf findet. – Haber’s freundliches Angebot ist, wie Du weisst, auch auf zwei Jahre begrenzt. Gehst Du zu Mark, so hast Du meines Erachtens, immer noch die Möglichkeit, jederzeit zu einer Hochschule zurückzukehren, falls es Dein Wunsch ist u. er die Mittel erlauben. Dein Vetter Dr. Lemberg war ja auch in der Technik u. wird sich vermutlich (wie ich Dir vertraulich verrate) in den kommenden Jahren in Heidelberg, wo er jetzt bei Freudenberg arbeitet, habilitieren. Der hat aber einen sehr reichen Vater u. kann es riskieren. –
Also überlege Dir Alles reiflich, lieber Junge. Lass Dich durch das Gesagte nicht entmutigen. Das Leben gleicht wieder aus, wenn man es mutig u. fleissig u. andauernd angreift. Aber, wenn man nur sich auf das Hocken in warmen Nestern verlässt, wird man eines Tages grausam daraus entfernt (vergl. Onkel Fritz).
Vorderhand sollst Du jedenfalls bei Deiner Arbeit in Göttingen bleiben bis Ende des Sommersemesters. Falls Du es wünscht, kannst Du vielleicht in den Pfingstferien auf 1-2 Tage hierher u. ev. ebensolange in den Schwarzwald kommen. Erstens, um Dich noch mit mir
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auszusprechen. –
Beiliegenden Empfehlungsbrief hat Frau Dr. Mark uns für Dich an Frau Prof. v. Wettstein (Botaniker) gegeben. Gieb ihn dort, nachdem Du ihn gelesen, beim Antrittsbesuch verschlossen ab u. schicke uns den Brief von Frau Mark an Mutter, der hier auch beiliegt, wider zurück.
Mit herzlichen Grüssen von uns allen
Dein Vater
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PROFESSOR DR. G. BREDIG
KARLSRUHE IN BADEN, MAY 25, 1927
RESIDENCE: BAHNHOFSTR. 14, TELEPHONE 1068.
TECHNICAL UNIVERSITY: TELEPHONE 4093.
INSTITUTE FOR PHYSICAL CHEMISTRY AND ELECTROCHEMISTRY
Dear Max Albert,
You can imagine that I am always thinking about you and the important decisions that you now must make about your future. First, I will address the question of your possible transfer to the main laboratory of I.G. or Mr. Mark’s department. I spoke to Mr. Mark about it here yesterday. He said that he could probably wait until September 1st (or October 1st) for you to join him, but that you must submit your report to I.G. soon, because the processing of your application will take 2-3 months anyway. You would have the next few weeks (until about June 11th) to submit your employment application to the management of I.G. Farbenindustrie (possibly with a reference to Dr. Mark). It should include your curriculum vitae, detailed educational background (information about your publications and academic exam grades), and information about your teachers, who could provide information about you (Stefan Goldschmidt, K. Freudenberg, Haber, Kallmann, Mark, Pohl). In any case, it would be helpful for you to send a message to Mr. Mark when you have submitted your application to I.G. He will then take care of it and would like to employ you if management agrees. In the near future, you would probably have the opportunity to do all kinds of work with X-rays and learn everything about using them in this field. You would probably also learn many other interesting things. In my opinion, however, only the outermost force fields in the outermost surface of the shattered, atomically rough lattice play a role in heterogeneous catalysis and thus probably the outermost atomic electrons and the orbital deformation or that of the substrate (see Taylor u. Kistiakowsky, Journal of Physical Chemistry, 125, Page 345 (1927)).
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Optical properties in the outermost surface will probably provide information here and I somehow hope that your current studies in Göttingen can also be instructive and motivating regarding heterogeneous catalysis. I also spoke to Professor Hevesy from Freiburg, who visited me here the day before yesterday. I also told him about you, but I think that he doesn’t have an assistant position for you now. Today, I also wrote to Fajans about you, but he is probably in Dresden at the moment for the Bunsen conference, which I must miss for financial and health reasons. Haber and I believe the position in Mark's laboratory that is now possibly* available is a unique, and not easily recurring opportunity to find. Moreover, it is a scientifically oriented position in industry. Hence, I’m very much for it. However, you alone must bear the responsibility and reach a decision about this now. You are now 25 years old and must face the future soberly and resolutely! In my opinion, the times of a warm nest at home or with friends like Haber are over and no longer conducive to your independent development. For this reason, I am not really in favor of you accepting Haber's touchingly good and well-intentioned offer, since you would crawl back into a warm nest with familiar surroundings instead of standing on your own two feet as a man. If you don't want to go into industry at all, I must ask you to look for an assistantship independently (whereby you can of course refer to information from your aforementioned teachers and possibly also to me). If your heart is in further scientific studies, I would point you to the following places:
1) Copenhagen: Bjerrum (veterinary school) and Brönsted (university) on modern “activity theory” (you can get by there with 250 Marks per month)
(Bohr supposedly only works with quantum mechanics and not chemistry.)
2) Zurich: Victor Henri is a physical chemist at the university. He did brilliant research on ultraviolet band spectra (probably fundamental for organic chemistry), which I consider very important.
3) Munich: Fajans, Ion Formation
4) Grimm: Würzburg, Ions/Crystals see the Handbook of Physics. I gave you an offprint.
5) V. Goldschmidt: Oslo, see the Reports of the Chemical Society, last Issue No. 5, page 1263.
6) Tammann: Göttingen: Metallography and more with Frank-Pohl
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*Mr. Mark can certainly recommend your employment but other authorities at I.G make the decision about it.
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II.
PROFESSOR DR. G. BREDIG
KARLSRUHE IN BADEN, MAY 25, 1927
RESIDENCE: BAHNHOFSTR. 14, TELEPHONE 1068.
TECHNICAL UNIVERSITY: TELEPHONE 4093.
INSTITUTE FOR PHYSICAL CHEMISTRY AND ELECTROCHEMISTRY
All of the aforementioned people are well-intentioned with regards to you and me. If I can pay for your living costs, they would certainly like to admit you to their institutes. Yet whether they could give you an assistantship is uncertain, and likely impossible abroad. Wouldn’t it be possible for you to work for Windaus or Tammann (possibly on Pohl’s and Haber’s recommendation) as an assistant?
Otherwise, I would have to feed you for another 1-2 years, and I wonder if I can still be responsible for Marianne if I don’t save a little (albeit less) for her as long as I'm alive and still working. At my age, something can happen any day, although I’m doing relatively well. Moreover, mother would only receive her widow's pension of approximately 300 Marks per month and the assets I left behind would only yield around 1,000 Marks in interest per year. If mother dies, there will be no pension either. You two children together would only have the meager interest mentioned above, which your sister certainly cannot live on, I think, even if she receives all the interest for herself. Hence, if I had to support you for another 1-2 years at university, you would have to promise me, which I would hope anyway, to take care of your sister later if she doesn't get married or find a decent job. As you know, Haber's friendly offer is also limited to two years. If you work for Mark, I believe you still have the option to return to the university at any time if you wish and your funds permit this. Your cousin, Dr. Lemberg was also in industry and will presumably (as I will tell you confidentially) complete his habilitation in the coming years in Heidelberg, where he now works for Freudenberg. However, he has a very rich father and can risk it.
Think carefully about everything, my dear boy. Don't let what has been said discourage you. Life balances out again if you approach it with courage, diligence, and consistency. However, if you only rely on staying in comfortable places, you will one day be cruelly removed from them (think about Uncle Fritz).
For the time being, you should continue to work in Göttingen until the end of the summer semester. If you wish, you can perhaps come here for 1-2 days during the Pentecost holidays and likely just as long in the Black Forest. First, talk to me about it.
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After you have read it, hand it in sealed at your interview and return the letter from Mrs. Mark to mother to us, which is also enclosed here.
Warm regards from all of us,
Father