Letter from Svante Arrhenius to Georg Bredig, January 1924
- 1924-Jan-16
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Small JPG1200 x 1461px — 338 KBLarge JPG2880 x 3505px — 1.8 MBFull-sized JPG5288 x 6436px — 5.4 MBOriginal fileTIFF — 5288 x 6436px — 97.4 MBSvante Arrhenius (1859-1927) discusses global economic affairs with his friend and colleague, Georg Bredig (1868-1944).
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Arrhenius, Svante. “Letter from Svante Arrhenius to Georg Bredig, January 1924,” January 16, 1924. Papers of Georg and Max Bredig, Box 1, Folder 4. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/zpe006e.
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Experimentalfältet, 16 Jan. 1924.
Lieber Freund! Bredig
Ich erhielt gestern Abend das Buch von Georg Schreiber von Dir zugesandt. Ich danke Dir sehr dafür. Über der ganzen Welt geht die Proletarisierung des Mittelstandes und besonders der Litteraten vorwärts. Es ist dies der Segen der jetzigen Demokratie. Nur was augenblicklich nötig ist, hat einen Wert; die Arbeit auf lange Sicht verlohnt sich nicht. Wenn man hungert, kümmert man sich wenig um die geistigen Bedürfnisse. Auch die Fürsorge für die Zukunft, worauf alle Civilisation bezieht, ist recht gegenstandlos. Was man heute spart ist ja morgen vom Staat konfisziert durch die Inflation. Nun soll es ja etwas besser sein, nach dem die Rentenmark eingeführt ist. Ich bin nur neugierig ob man dieselbe aufrecht wird erhalten können. Ohne Stütze durch eine Anleihe vom Ausland ist das nicht möglich. In Österreich geht es ja schon viel besser, obwohl man sich wohl vorstellen kann dass die Lage sehr nützlich wird als einmal die Rückzahlung erfolgen soll. Was uns hier ungemein interessiert ist der Sturz des Francs. Der hervorragende englische Finanz-Mann Sir George Parish hat ja vorausgesagt, dass Frankreich vor Ende dieses Jahres bankrott sein wird. Es sieht wirklich so aus nach den Geschehnissen der letzten Tage. Der Franc ist in 1923 nun einen Drittel gewachsen. Die französischen Burger sehen ein, dass es sich nicht verlohnt französische „rentas“ zu kaufen, obgleich sie jetzt mit einem jährlichen Zusatz von 7 1/2% laufen. Sie werden versuchen, ihr Hat und Suit in Dollars anzulegen. Auch das Pfund ist etwas wackelig und damit zahlen auch die meisten europäischen Valuten, die auf Parität mit Pfund eingerichtet sind. Glücklicherweise sind unsere Finanziers so klug gewesen sich auf Dollars einzustellen. Das hat aber auch seine Missstände, wenigstens vorläufig. Durch den niederen Stand des Pfundes und Francs wird unser Export in hohem Grade beeinträchtigt. Die Engländer haben die größte Angst dass zufolge der Französischen Inflation die Herstellungskosten in Frankreich so billig werden, dass ihre eigene Fabriken nicht mit Germania konkurrieren können.
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Ich wusste wohl dass es für die Deutsche Wissenschaft und deren Ausübern sehr schwer ist. Trotzdem ist ja die Forschung sehr rüstig, nach der großen Auszahl von neuerziehenden Abhandlungen zu urteilen. Ich glaubte deshalb dass die Regierung sehr kräftig die Universitäten und andere Forshungs-Heerden unterstützt und ich hörte auch einige Aussagen welche diesen meinen Glauben unterstützten. Später habe ich aber erfahren dass di von der Regierung gegebenen Versprechungen wohl aus absolutem Mangel an Mitteln nicht gehalten werden. Jetzt ersehe ich aus Schreibers Buch, dass die Stellung viel verzweifelter ist, als ich mir je hätte vorstellen können. Ich sah in diesem Sommer ein paar Mediziner die in eine Papierfabrik zu Ørebro arbeiteten und ganz kräftig und wohl ernährt aussahen, obgleich sie aus den hungerndem Deutschland kamen. Hoffentlich ist wenigstens ihr Arbeitsdienst nicht durch die Valutenverschlechterung verschlungen. Mit Österreich war es möglich die Not etwas durch milde Gaben an zu mildern. Jetzt aber als die Lebenskosten in Deutschland ebenso hoch sind wie hier, ist es nicht mehr möglich genügende Mittel zu sammeln und etwas Wesentliches für dieses Reich auszurichten – früher hatten wir Einkommenleihungen von 10 sch. Kronen pro Monat, welche genügten für die Lebensbedürfnisse eines Studenten.
Mir und den Meinigen geht es gut, besonders was die Gesundheit betrifft. Ich hoffe dass es Dir auch gelingt, trotz aller Schwierigkeiten die Gesundheit Deiner Familie und Deine eigene aufrecht zu erhalten. Wir haben eine lange Kälteperiode gehabt und ich dachte dabei häufig an den Deutschen die nicht nur hungern, sondern auch frieren Müssen. Mit dem Frühling kommt wohl eine Besserung der Lage. Wir wünschen Dir und den Deinigen ein glückliches neues Jahr als das Vergangene und hoffentlich bessert sich auch die Lage Deutschlands. Ich danke Dir nochmals für das Buch, das mir viel mehr betreffs der brennenden Frage der Jetzt-Zeit als eine Unmasse von Briefen. Mit den allen herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus.
Dein stets ergebener
Svante Arrhenius
Dr. Eckholm starb im Frühling. Pettersson sieht nach aus wie ein 50-jähriger trotz seiner 75 Jahren.
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Experimentalfältet, January 16, 1924
Dear Friend,
Yesterday evening, I received Georg Schreiber’s book from you. I thank you very much for that. The proletarianization of the middle class, and especially of the literati, is progressing all over the world. This is the blessing of today’s democracy. Only what is necessary at the moment has value. Work doesn’t pay off in the long run. When you are starving, you don’t pay much attention to spiritual needs. Moreover, concern for the future, to which all of civilization relates, is quite irrelevant. What you save today is confiscated by the state tomorrow due to inflation. It should be a little better now that the “Rentenmark” has been introduced. I’m just curious if this currency can be sustained. This is not possible without the support of a foreign loan. Things are already much better in Austria, although you can well imagine that the situation will be very beneficial once the repayment is made. We are immensely interested here in the demise of the franc. The eminent English financier Sir George Parish predicted that France would be bankrupt before the end of this year. It really looks like it after the events of the last few days. The franc has now grown by a third in 1923. French citizens realize it's not worth buying French “rentas,” even though they now have an annual supplement of 7 1/2%. They will try to invest in dollars. The pound is also a bit shaky. Hence, most European currencies that are not equivalent to the pound also pay. Fortunately, our financiers have had the wisdom to adjust our currency to dollars. However, that also has its shortcomings, at least for the time being. Our exports are greatly affected by the low level of the pound and the franc. The English are most afraid that because of the French inflation, the manufacturing costs in France will become so cheap that their own factories won’t be able to compete with Germany.
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(page 2)
I knew very well that it is very difficult for German science and its practitioners. Nevertheless, research is very active, judging by the large number of new papers. Therefore, I thought that the government is actively supporting universities and other research fields. I also heard some statements supporting my belief. However, I later found out that the promises made by the government were probably not kept due to an absolute lack of funds. Now I see from Schreiber's book that the position is far more desperate than I could have ever imagined. This past summer I saw a couple of medics working at a paper mill at Ørebro, who looked quite strong and well-fed, although they came from impoverished Germany. Hopefully, their labor will not be swallowed up by the deteriorating currency. With Austria, it was possible to somewhat alleviate the need through small donations. However, now that the cost of living in Germany is as high as it is here, it is no longer possible to collect sufficient funds and do something important for this empire. We used to have loans for 10 Swedish crowns per month, which was enough to cover a student’s cost of living.
My family and I are doing well, especially in terms of health. I hope that you will also manage to maintain your health and that of your family, despite all the difficulties. We had a long cold period and I often thought of the Germans, who are starving and freezing. The situation will probably improve when spring arrives. We wish you and your family a Happy New Year and hopefully the situation in Germany will improve. Thank you again for the book, which currently means more to me than many letters.
With warmest regards from our home to yours,
Yours truly,
Svante Arrhenius
Dr. Eckholm died in the spring. Pettersson still looks 50 despite being 75 years old.