Letter from Georg Bredig to Max Bredig, March 29, 1938
- 1938-Mar-29
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Small JPG1200 x 1681px — 493 KBLarge JPG2880 x 4035px — 2.4 MBFull-sized JPG5216 x 7307px — 6.9 MBOriginal fileTIFF — 5216 x 7307px — 109 MBGeorg Bredig (1868-1944) inquires about the well-being of his son, Max Bredig (1902-1977), in the United States and provides updates on his life in Germany as conditions deteriorate for German Jews under the Third Reich.
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Bredig, Georg. “Letter from Georg Bredig to Max Bredig, March 29, 1938,” March 29, 1938. Papers of Georg and Max Bredig, Box 7, Folder 13. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/wy7lzy9.
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Image 1
Karlsruhe (B). 29.III.38
No Mx 60.
Lieber Sohn! Inzwischen wirst Du wohl meinen Brief No Mx 57 vom 15 März 38 sowie meine Postkarte Mx 58 von demselben Tage u. meinen Brief Mx 59 von 18.III erhalten haben. Dein letzter Brief an mich, vom 23 Febr. (!) datiert, lief hier am 5. März ein und nach langen, langen Warten erst am 26 Maerz an Marianne Dein Brief vom von 13 März an 26 März! Drei Wochen sind wir ohne jede Nachricht von Dir gewesen, u. eigentlich solltest Du einsehen, dass man so lange einen Vater im siebzigsten Lebensjahre in der heutigen Zeit nicht ohne Nachricht lässt! Ich habe meist die Erfahrung gemacht, dass Leute, die „Zeit“ haben, nicht immer die sind, die am meisten schaffen. Viel liegt an der Zeiteinteilung, und um eine Postkarte 5 Zeilen mit Nachricht über Befinden zu werfen, braucht es wohl kaum 10 Minuten. Die solltest Du für Vater und Schwester jenseits des Ozeans doch wöchentlich 1 mal übrig haben, denn ihr Ausbleiben kostet schlaflose Nächte für die, die Dich lieben. Das, war Frau Dr. Tausz über das Aufschreiben von Briefschulden sagt, mag richtig u. auch bei Dir entschuldbar sein, wir wollen ja aber die nachdenklicher Nachrichten von Dir auch nicht überstürzt fördern, wohl aber wie gesagt regelmässig alle 8 Tage, wenn auch nur kurz in 5 Zeilen u. auf Postkarte, ein Lebenszeichen über Dein Befinden u. Ergeben. Also bessere Dich! – Hiermit sende ich Dir einen Briefabschrift der Amexco G.E. 965 Sped. Abt. v. 25.III.38 betr. ihrer Frachtabrechnung vom 7 Febr. 38, deren Abschrift wohl schon in Deinen Händen ist. Schreibe umgehend, wie man über den Restbestand von R.M. 810 aus Deinem Deponat vom 29.9.37 verfügen soll. Ich schreibe der Amexco, dass ich bei Dir heute deshalb anfragen wolle u. eine dritte Frachtsendung Umzugsgut vielleicht noch möglich sei. Du solltest doch das Notenschränkschen u. ev. 2 Bücherregale (sperrige Masse pro Regal ca. 225: 84: 25 cm) u. ev. nach einige Bücher,* die noch hier liegen, nachgesandt haben. Ich erbitte hierüber umgehende Nachricht am mich bezw. Amexco. Ich bin der Ansicht, dass der Restbestand nicht an mich gezahlt werden soll sondern an Dein Sperrmarkkonto. In jedem Falle braucht Amexco, wie sie schreibt, Genehmigung der Devisenstelle u. die wollen wir doch dann möglichst bald einholen, da damit auch noch merkliche Zeit vergeht. Vor einigen Tagen erhielt ich den hier in Abschrift beiliegenden Brief von Tausz in Petrolia. Hattest Du bei ihnen angefragt, ob u. welche Sachen Du ev. bei ihnen unterstellen könntest? Ich glaube, sie werden es, wenn möglich, gern tun, u. ich werde ihnen in diesem Sinne in den nächsten Tagen auch schreiben. Thue es auch u. gieb mir Nachricht über ihre umgehend von Dir zu erbittende Antwort. Ich wundere mich, dass sie nichts von einem derartigen Brief von Dir erwähnen. Ging er vielleicht verloren? – Auch mir wäre es lieber, wenn Du in einem nördlichen Klima als Tennessee Fuss fassen könntest. Wenn Dein Verbleiben in Ann Arbor noch ein Jahr oder länger möglich wäre, wäre das ja wohl ganz schön! Ich fürchte, es werden jetzt auch Österreicher in U.S.A. Hilfe suchen müssen, ev. die wirtschaftl. Verhältnisse in U.S.A. werden auch enger. Immerhin ist dort wohl noch manche Hoffnung. Vielleicht schreibe ich in dieser Frage (besonders wegen klimatisch geeigneten Platzes) noch bald an Faj. u. McBain
(left margin)
*Gmelin. Handbuch??
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(page 2)
Dass Du Dir einen guten gebrauchten Wagen anschaffst, wird wohl unter den dortigen Verhältnissen nicht zu entheben sein. Aber sieh zu, dass er nicht zu abgenutzt ist u es Dir damit nicht geht, wie in Berlin mit Deinem Segelboot wegen Reparaturkosten u. Garageaufwendungen! Besonders wichtig ist es, dass Du keinen Unfall damit hast u., wenn irgend möglich, Unfall-u. Haftpflichtversicherung nimmst. – Hoffentlich ist der Vortrag am 22. März erfolgreich gelungen trotz des Wagnisses, dass Du ihn in der fremden Sprache nicht wörtlich ausgearbeitet hast. – Hoffentlich setzen Dich Deine beiden weiblichen Besuche Frau Ma. U. Frau Lisel. nicht vor zu schwierige Fragen in Bezug auf Zeitansprüche etc. – An die Bunsen Ges. ist nach Genehmigung der Devisenstelle Berlin Dein Mitgliedbeitrag für 1938 in Betrage von 10 R.M. gezahlt worden; ich habe Weisung gegeben, dass man Dur nun die Zeitschr. f. Elektrochemie für dieses Jahr an Deine Adresse in Arbor senden könne. Vor dem 1 Okt. musst Du noch einmal Deinen Austritt für Ende des Jahres erklären. Ich habe ihn zwar „fürsorglich“ schon der Geschäftsstelle in Stuttgart (Dr. A. Schweizer) angekündigt. Die Auszahlung der 10. – R.M. für den Heimatschein bedarf auch noch der Genehmigung der Devisenstelle, die ich durch Straus & Co. beantragen liess u. nun bald erwarte. Teile mir umgehend mit, wenn Du den „Ausweis“ d.h. wohl Heimatschein vom Consulat erhalten. Wegen „Meldung“ bei diesem, die jetzt allgemein obligatorisch ist, siehe beispielweise Ausschnitt aus der „J.Rundschau.“ Auch auf die Genehmigung der Devisenstelle, die Bo. beantragt hatte, den Erlös für den Motorrad in Dein Sperrmarkkonto einzuzahlen, warten wir noch. – Nimm die Sache mit H.H.F. nicht so tragisch. Ein Gentleman ist er gewiss nicht, aber hier walten gewiss Missverständnisse wegen seiner Erkrankung. Ich hätte ja an seiner Stelle auch auf schmerzhaftestem Krankenlager dafür Sorge getragen, dass meine Mitarbeiter nicht zu auf die ersehnte lebenswichtige Publikation warten müssen. Aber Gemütsmenschen sind eben anders geartet. Den Wortlaut meiner Bemerkung in Briefe an No. kennst Du ja. Ich hatte wirklich eine Ankündigung eines Vortrages von H.H. in den Berichten „über Carbide“ gelesen. Vermutlich hat er ihn, nur wegen Erkrankung, nicht gehalten u. spielt nur die gekränkte bezw. erkrankte Unschuld. Aber wie gesagt, bei Streit mit solchen Leuten zieht man eben wegen ihrer mangelhaften Vornehmheit u. menschlichen Harthörigkeit immer den Kürzeren. Also „suaviter in modo“! A.R.F hat Dir wohl auch nicht geantwortet? Wie steht es mit der Carenz, wenn Du nach Tenessee gehst? – Wenn Dir Dein gutes Tanzen, dessen Erfolg Du meldest, eine Frau zuführst, die Dir eine neue Heimat zu gründen hilft, so würde mich das freuen. Aber Vorsicht! Sieh mehr auf Herz, Charakter, u. Lebenstüchtigkeit als auf äussere Dinge.
Marianne hat täglich u. immer viele Pflichten. Sobald sie einmal Ruhepausen hat, wird sie Dir schreiben.–
Grüsse alle, die Dir wohlwollend u. guten Willens sind, in erster Reihe Faj. u. sei herzlich gegrüsst von Deinem alten Vater. Es geht uns allen hier noch „soweit“ gut.
(left margin)
Anbei:
1 Adr. Uni. Oil Prod. Co.
1 Zeitungsausschnitt J. Rundschau v. 1. III. 38
1 Litt. Nachweis Indikationspapier
1 Briefabschrift Amexco v. 25. 3. 38.
1 Briefabschnitt Tausz v. 15. 3. 38.
1 Abschrift aus J. Rundsch. v. 22. 3. 38. (betr. Einbürgerung)
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Karlsruhe in Baden, March 29, 1938
Dear Son,
No. Mx 60
In the meantime, you will have received my letter No Mx 57 from March 15, 1938, my postcard Mx 58 from the same day, and my letter Mx 59 from March 18, 1938. Your last letter to me, dated February 23rd, arrived here on March 5th. After a very long duration, your letter from March 13th addressed to Marianne arrived on March 26th. We haven’t heard any news from you in three weeks. In these times, you should realize that your seventy-year-old father cannot be left without news for so long! My experience has mostly been that people who have “time” are not always the ones who accomplish the most work. A lot depends on the timing, and to send a five-line postcard with a message about your well-being, hardly takes ten minutes. You should write them once a week for your father and sister across the ocean, because their absence causes sleepless nights for those who love you. What Mrs. Tausz says about writing letters in arrears may be right and may be excusable in your situation. However, while we don’t want to burden you with writing in-depth letters, a brief five-line postcard from you once a week about your well-being would suffice. Improve yourself! Enclosed, I am sending you a copy of the letter from the American Express Company Forwarding Department (965) from March 25, 1938 regarding their freight billing on February 7, 1937. You probably already have a copy. Immediately write how to find out about the remainder of the 810 Reichsmarks that you deposited on September 29, 1937. I am writing to the American Express Company that I will ask you this today and that a third shipment of household goods might still be possible. The music cabinet, two bookshelves (dimensions of each shelf approximately 225 x 84 x 25 cm), and a few books* that are still here should be shipped. I request that you immediately let me and the American Express Company know. I believe that the remaining balance should not be paid to me but to your blocked mark account. In any case, per the company, the American Express Company needs the approval of the foreign exchange office. Moreover, we want to do this as soon as possible, since that also takes a lot of time. A few days ago, I received a copy of this letter from Tausz in Petrolia. Did you ask them whether and what things you could possibly store with them? I believe they will be happy to do this. If possible, I will also write to them regarding this in the next few days. Do the same and immediate let me know about their response. I am surprised that they do not mention anything about a letter from you. Was it perhaps lost? I would prefer if you could settle in a more northern region than Tennessee. If you could stay in Ann Arbor for a year or more, that would be nice! I am afraid that Austrians will now also have to seek help in the U.S.A. Economic conditions in the U.S.A. are also declining. Nonetheless, there is still a lot of hope there. Maybe I’ll write to Fajans soon about this (especially regarding a climatically suitable place), as well as McBain.
(left margin)
*Gmelin manual?
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(page 2)
On account of the weather there, it probably won’t matter if you buy a good used car. Yet make sure it’s not too worn out and not like your sailboat in Berlin with regards to repair costs and garage expenses! It is particularly important that you do not have an accident. If possible, purchase accident and liability insurance. Hopefully, the lecture on March 22nd was successful despite the risk that you didn’t outline it verbatim in English. Hopefully, your two visits from Mrs. Marx and Liselotte will not take up too much of your time. Your membership fee (10 Reichsmarks) for 1938 was paid to the Bunsen Society. I told the Journal of Electrochemistry to send this year’s issues to your address in Ann Arbor. Before October 1st, you must declare your resignation again for the end of the year. I have already announced this to the office in Stuttgart (Dr. A. Schweizer) “as a precaution.” The payment of 10 Reichsmarks for your residence certificate also requires the approval of the foreign exchange office, which I had Straus & Co. apply for and which I am now expecting soon. Let me know as soon as you receive the “ID,” i.e., your residence certificate, from the consulate. It is now obligatory to register at the consulate. See the enclosed excerpt from the “Jewish Magazine.” We are still waiting for approval from the foreign exchange office (which Bo. Applied for) to have the proceeds from the sale of your motorcycle deposited into your blocked mark account. Don’t take the matter with H.H.F too seriously. He is certainly not a gentleman, but there are likely misunderstandings because of his illness. If I were in his place, even from the most dire sick bed, I would have made sure that my employees didn't have to wait so long for any necessary publications. However, sentimental people are just different. You are familiar with my remarks in letters to No. I actually saw an announcement for a lecture on carbides by H.H. in the reports. He presumably didn’t give it because he was ill, and now guilt plays role. Yet as I said, when you argue with such people, you always get the short end of the stick because of their lack of politeness and humanity. Alas, “suaviter in modo”! A.R.F probably didn't answer you either? What will happen with vacation leave when you go to Tennessee? If your good dancing, the success of which you report, leads you to a woman who will help you put down roots, I would be happy about that. Yet be careful! Consider her heart, character, and viability rather than superficial things.
Marianne always has many things to do every day. Once she has a break, she will write to you.
Hello to everyone who is kind to you, especially Fajans, and warm regards from your old father. We are all doing well here.
(left margin)
Enclosed:
1 address for the United Oil Production Company
1 newspaper clipping from the Jewish Magazine, volume 1, III, 1938
1 reference for indication paper
1 letter except from the American Express Company from March 25, 1938
1 letter excerpt from Tausz from March 15, 1938
1 clipping from the Jewish Magazine from March 22, 1938 (regarding naturalization)