Letter from Georg Bredig to Max Bredig, October 8, 1938
- 1938-Oct-08
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Small JPG1200 x 1678px — 388 KBLarge JPG2880 x 4027px — 2.1 MBFull-sized JPG5250 x 7341px — 6.5 MBOriginal fileTIFF — 5250 x 7341px — 110 MBShortly after his seventy-first birthday, Georg Bredig (1868-1944) writes to his son, Max Bredig (1902-1977), and reflects on his life path. While he expresses gratitude to his family, colleagues, and friends for contributing to his success as physical chemist and scholar, he is also forlorn regarding the minimization of his achievements under the Third Reich. Nonetheless, he hopes to find peace and remain productive to the best of his ability. He additionally provides professional advice to Max, who is searching for chemist position in the United States.
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Bredig, Georg. “Letter from Georg Bredig to Max Bredig, October 8, 1938,” October 8, 1938. Papers of Georg and Max Bredig, Box 7, Folder 14. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/t0xt4ls.
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No Mx. 72.
Inliegend: 1 Portoschein
Karlsruhe/B. den 8. Oktober 1938
Herrn Dr. Max A. Bredig
c/o Prof. Dr. K. Fajans
220 S. Thaier in Ann Arbor (Mich)
U.S.A.
Mein lieber Sohn!
Besten Dank für Deinen lieben Geburtstagsbrief von 17. Sept. aus Montague und Dein zugleich auch an Viktor gerichtetes Gluckwunschtelegramm. Letzteres lässt fälschlich auf gute Einkommensverhältnisse schliessen. Sparsam bist Du noch immer nicht geworden. Ich auch nicht. Ich will mich bemühen, Deine guten Wünsche zu erfüllen , wenn es mir auch schwerfällt. Meinen Geburtstag haben wir in aller Stille in der Weise gefeiert, dass wir ihn mit Tante Vally in Baden- Baden verlebten, wo sie kurze Zeit die ihr sehr notwendige Erholung sucht, aber, wie ich fürchte, bei ihrem Leiden und mangelhafter Pflege nicht finden wird. Hier geht es uns Allen gesundheitlich recht befriedigend, wobei wir allerdings ein unberufen hinzusetzen müssen. Dass Du Dir uns eine grosse Sorgen gemacht hast, kann ich bei den aufregenden Zeitungsnachrichten durchaus verstehen. Ganz Europa hat in der Tat recht bange Wochen erlebt. Glücklicherweise hat die Vernunft gesiegt. Was Du in freundlicher Weise über die innere Befriedigung schreibet, die ich angesichts meines vergangenen Lebens fühlen müsste, so trifft das wohl in den Punkten zu, in denen ich Anderen unendlich viel verdanke wie meinen Eltern, Deiner Mutter, meinem alten Onkel Hollstein, meinen Lehrern Ostwald, van't Hoff, Arrhenius und Andern, meinen Mitarbeitern, vielen guten Menschen und Kollegen und last not least meinen Kindern, aber, betrachte ich meine -Siebensachen-, sehe ich wie ich es hätte sollen machen! Du musst Dich auch nicht durch die gelegentlichen Freundlichkeiten täuschen lassen , die Dir wohlmeinende und höfliche Fachgenossen “über the Bredig” sagen. Natürlich habe ich vielleicht etwas über das Mittelmasss gearbeitet und geleistet, aber ich gebe mich keinen grossen Illusionen darüber hin . Um einigermassen Rechenschaft darüber abzulegen, habe ich Dir ja einige Exemplare meines Schriftchens.
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“Seinen Freunden zur Erinnerung“ mitgegeben. Vorlaufig gibt es noch nicht weiter. Herr Dr. Weissberger hat übrigens die Geschichte der Heimkehr vom mündlichen Abitur mit Ohrfeige meiner Mutter arg entstellt wiedergegeben. Ich habe zwar von meiner Mutter recht viele Ohrfeigen bekommen, aber damals hat sie vor Ueberraschung und Rührung geweint, ist aber nicht handgreiflich oder zornig geworden. Du. siehst, wie die Legende zu arbeiten imstande ist und meist nicht im Sinne der Beteiligten.
Dein Brief vom 17. Sept. an mich und Dein Brief vom 26.Sept. an Marianne haben ans natürlich spannend interessiert. Ich fürchte sehr, dass Du mir Deine Lage, um mich zu schonen, etwas rosiger schilderst als sie ist. Auch so will ich nur wünschen, dass sie sich bessert, wenn auch die Menschen alle sehr liebenswürdig zu Dir sind, gewiss meistens sehr gut Willen haben und Du wenigstens doch für ein Jahr noch eine bescheidene Reserve besitzest, von der Du allerdings gern immer noch einen kleinen Teil unverbraucht lassen solltest - für alle Fälle. Ich hoffe doch, dass Deine neulichen Rundreisen Dir einige Chancen verschafft haben, hoffentlich zeigt sich nun auch in nicht zu ferner Zeit ein Ergebnis. Wie ich von meinen ehemaligen Schüler und Freund El., der Dir neulich aus Washington eine Karte schrieb, jetzt erfahre, ist in Pittsburgh ein wunderbares grosses Forschungsinstitut, das schöne früher sogen. Mellon-Institut, errichtet an welchem zahlreiche Research-assistenzen bezw . fellowships vergeben werden namentlich zu Forschungen auf dem Gebiete der angewandten physikalischen Chemie. Die Bezahlung soll derart sein wie etwa bei Deinem bisherigen Stipendium (ca. 2000$). Wenn das auch keine Lebensstellungen sind, so glaubt er doch, dass sie gute Sprungbretter für den Übergang in die Praxis geben. El. kennt den Direktor des Mellon Institutes, Herrn Dr. Weidlein und ebenso den Vizedirektor, Dr. Bass und ermächtigt Dich ausdrücklich, ihn, das heisst, El. als Referenz anzugeben. -Zufälligerweise schrieb mir kürzlich mein alter Freund E.C. aus Utrecht, dass Herr Dr. Edward R. Weidlein, der Direktor des Mellon-Institutes in Pittsburgh Penn . U.S.A., sein Freund sei. (Ich hatte E.C. um eine Adresse für einen Abnehmer meiner grossen Separatasammlung (Handapparat – ca. 11000 Abhandlungen) gebeten). Ich werde nun an (unabhängig vom Handapparat) an meinen
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Freund E.C. schreiben, er möge gestatten, dass Du auch ihn als Referenz für dich bei Dir. Weidlein mitangibst .
Wegen der Nachsendung der für Deinen Beruf notwendigen Fachschriften habe ich noch immer keinen Bescheid von der zuständigen Behörde. Falls einer bejahenden Antwort eintreffen sollte, teile mir doch umgehend mit, ob Du genügend Platz zur Aufbewahrung derselben noch hast oder schaffen kannst, nachdem in Petrolia das nicht mehr geht und Du ja Deine jetzige Wohnung wechselst. Sonst wäre Dir die Nachsendung wohl eher eine Last als eine Hilfe und ich muss danach die eventl. Absendung einrichten. Wie soll ich es mit den weiteren Fortsetzungen von Gmelins Handbuch (Neue Auflage) halten? Was rätst Du mir? Ebenso wegen “Berichte der chemischen Gesellschaft” und “Centralblatt.” Meine Hefte der elektrochemischen Zeitschrift kann ich Dir ja gelegentlich noch, solange ich Mitglied bin, als Drucksache senden. Oder legst Du keinen Wert darauf? Für sehr wesentlich halte ich es, dass Du bei Deinen Bewerbungen immer ausdrücklich Deine allgemeine Ausbildung als Chemiker für alle Fachrichtungen betonst, denn es bestand immer für Physikochemiker, die schädliche Neigung, sie als Spezialisten abzutun und Deine Röntgenbeschäftigung wird wohl leider ähnlich bewertet werden. Auch in dem letzten Briefe von Prof. Fajans, von dem ich Dir in meinem Briefe Mx 71 vom 21.Sept. berichtete, kommt, wie Du aus diesem Dir mitgeteilten Passus ersehen kannst, die Bezeichnung "Spezialist" vor. Also suche diese Abstemplung möglichst zu vermeiden oder abzuschwächen, denn ein Absolvent unserer Hochschule, ein Schüler Habers und Fajans u. Stefan Goldschmidts und Deiner anderen Lehrer wird sich in allen Satteln bewähren können. Prof. St. Goldschmidt (Adresse: Oss, Holland Princess Beatrix Singel) wird Dir sicher auch gern jederzeit eine Referenz evtl. auch über organische Chemie geben können. Es müsste also ziemlich gut gehen, ob Du in der Petroleum- Gummi- .Kunstharz-, organische Synthese- und pharmazeutischer, Eisen- und Metallindustrie, Phosphat-, Carbid-, Silikat-, oder
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Photochemischen Industrie angestellt würdest.
Obwohl wir meinen Geburtstag so viel als möglich geheim gehalten haben und ich überhaupt nicht geboren sein will, erhielt ich doch ziemlich viel Glückwünsche, mehr als 70. Natürlich haben unter den jetzigen Verhältnissen weder die Deutsche Chem . Gesellschaft noch die Bunsen davon Notiz genommen, letztere glücklicherweise auch keine Personalnotiz in der Zeitschrift gebracht, sodass Viele es nicht wüssten. Immerhin sind mir doch eine Menge alter Freunde treu geblieben und haben sehr nett geschrieben und telegraphiert. Ich nenne Dir hier nur die einige Namen wie: Donnan, E. Cohen, Kruyt, Jaeger-Groningen, Fajans, Reinders-Delft, Bielmann, Bjerrum, Brönsted, Winther aus Kopenhagen, Willstätter, etc. die mich doch erfreut haben. Auch Frau Marx und ihre Söhne sandten sehr liebe Briefe , Lore merkwürdig kurze Zeilen. Es wundert uns etwas, dass Frau Marx gar nichts von ihrer neuen Schwiegertochter und Erich gar nicht von ihr und von seiner Mutter schreibt. Dass Dir Klima und Eikur gut bekommen, freut uns herzlich. Es geht uns in Verhältnis zu vielen andern zunächst noch gut. Ohne Sorge ist natürlich niemand. Werner hat glücklicherweise noch seine kleine Pension, aber sie fühlen sich sehr unglücklich. Tante Ida wird vermutlich mit ihnen zusammenziehen. Von Tante Ross wissen wir nichts, doch sind ihre beiden Kinder sicherlich sehr stark betroffen. Mein Umzug, der 6 Wochen lang sehr mühselig für mich war, und den ich ohne Mariannes energische Hilfe gar nicht hätte schaffen können, scheint jetzt sehr gut gelungen und die Wohnung ist eigentlich viel zu schön für mich. Aber es blieb mir keine andere Wahl. Hoffentlich finde ich jetzt Ruhe und kann ich mich noch irgendwie nützlich machen, wenn auch die Fähigkeiten und Möglichkeiten dazu sich dem Nullpunkt nähern .
Achte auf Deine Gesundheit, verzage nicht, sei vergnügt, grüsse alle unsere Freunde herzlich (einen besonders reizenden Brief v. Prof. Fajans und Frau werde ich bald beantworten), gib aufrichtige Nachricht über Dein Befinden und Ergehen und sei von uns Allen herzlichst gegrüsst.
In Liebe
Dein Vater.
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No Mx. 72
Enclosed: 1 postal slip
Karlsruhe in Baden, October 8, 1938
Dr. Max A. Bredig
c/o Professor Dr. K. Fajans
220 S. Thaier in Ann Arbor (Michigan)
U.S.A.
Dear Son,
Thank you very much for your dear birthday letter from Montague on September 17th and your congratulatory telegram to Victor. The latter falsely suggests a decent income. You still haven't become thrifty. Neither have I. I would like to live up to your good wishes, even if it is difficult for me. We celebrated my birthday very quietly by spending it with Aunt Vally in Baden-Baden, where she is staying for a brief time for the rest she needs. However, I am afraid she will not find it because of her illness and lack of care. We are all doing quite well here health-wise, although we must add “unbidden” to that. Given the shocking news in the newspapers, I can probably understand that you were worried about us. All of Europe has indeed experienced an anxious few weeks. Fortunately, common sense prevailed. What you kindly write about the inner satisfaction that I should feel in view of my past life, I probably owe to my parents, your mother, my old Uncle Hollstein, my teachers Ostwald, van't Hoff, Arrhenius and others, my co-workers, many good people and colleagues, and last but not least, my children. However, when I consider my belongings, I see how I should have done things. You don't have to be fooled by the occasional kind things that well-meaning and polite colleagues tell you "about the Bredig". Of course, I may have achieved some things that surpass mediocrity, but I have no great illusions about it. To give you some account of it, I have given you a few copies of my little essay:
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“G. Bredig: A Memento to his Friends.” I don’t have any more copies at the moment. Dr. Weissberger incidentally misrepresented the story of me returning home from secondary school oral exams and my mother slapping me in the face. My mother slapped me a lot, but at the time she cried out of surprise and emotion. She wasn’t violent or angry. You see how a legend becomes one and is mostly not in the interests of those involved.
We read your letter from September 17th to me and your letter from September 26th to Marianne with great interest. I fear that to appease me, you are describing your situation as rosier than it is. I only hope that it improves, even if everyone is very kind to you, they certainly have very good intentions towards you, and you still have modest funds for at least a year. You should still save some of this, just in case. I do hope that your recent trips have yielded some opportunities, and you will hopefully be successful in finding a position soon. As I just heard from my former student and friend El., who recently wrote you a postcard from Washington, a wonderful, large research institute has recently been built in Pittsburgh, which was once the dynamic Mellon Institute. It will award numerous research assistantships and fellowships for research in the field of applied physical chemistry. The funds should be the same as your previous fellowship (approximately $2,000). Even if these aren't permanent positions, he believes that they are a good springboard for the transition to industry. El. knows the Director of the Mellon Institute, Dr. Weidlein, as well as the Assistant Director, Dr. Bass. He expressly gives his permission for you to use him as a reference. Coincidentally, my old friend E.C. from Utrecht wrote and said that Dr. Edward R. Weidlein, the Director of the Mellon Institute in Pittsburgh, Pennsylvania, U.S.A., is his friend. (I had asked E.C. for the address of a buyer for my large collection of offprints (handset – approximately 1, 1000 publications)). Regardless of the handset, I am now going to write and ask
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my friend if he would allow you to include him as a reference for Director Weidlein.
Regarding the shipment of special publications needed for your profession, I still have not received notification from the responsible authorities. If I receive an affirmative answer, please let me know at once whether you still have enough space to store them or can create it, especially since this is no longer a possibility in Petrolia, and you are changing your current apartment. Otherwise, this process would probably be more of a burden than a help and I would then have to possibly arrange the shipment. What should I do with future supplements to Gmelin's Handbook (New Edition)? What is your advice? The same goes for the "Reports of the Chemical Society" and the "Central Journal." If I'm a member, I can still send you my issues of the Journal of Electrochemistry as printed matter. Or do you not need it? I think it is very important that you always expressly emphasize your training as a general chemist in your applications, because there has always been a harmful tendency for physical chemists to be dismissed as specialists. Unfortunately, your X-ray work will probably be evaluated in a similar way. Also, in the last letter from Professor Fajans, which I told you about in my letter Mx 71 on September 21st, the term "specialist" occurs, as you can see in the one passage. Hence, try to avoid or downplay this characterization as much as possible, because as a graduate of our university and a student of Haber, Fajans, Stefan Goldschmidt and your other teachers, you will be able to prove yourself in all areas. Professor Goldschmidt (address: Oss, Holland, Princess Beatrix Singel) will certainly be happy to give you a reference at any time, possibly also for organic chemistry. You should do well with employment in the petroleum, rubber, synthetic resin, organic synthesis, pharmaceuticals, iron and metals, phosphate, carbide, silicate,
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or photochemical industries.
Although we kept my birthday a secret as much as possible and I wish I wasn’t born at all, I received quite a lot of well-wishes, more than on my 70th birthday. Of course, under the present circumstances, neither the German Chemical Society nor the Bunsen Society took notice of it. The latter fortunately also didn't publish a personal note in the journal, so that many didn't know about it. In any case, several old friends have remained loyal to me and have kindly written and sent telegrams to me. I'll just give you a few names: Donnan, E. Cohen, Kruyt, Jaeger-Groningen, Fajans, Reinders-Delft, Bielmann, Bjerrum, Brönsted, Winther from Copenhagen, Willstätter. This made me happy. Mrs. Marx and her sons also sent very nice letters. Strangely, Lore only sent a brief note. We are somewhat surprised that Mrs. Marx does not write anything about her new daughter-in-law and Erich does not write anything about her or his mother. We are very pleased that the climate and egg treatment are beneficial for you. In comparison to many others, we are doing well for the time being. Of course, nobody is without worries. Luckily, Werner still has his small pension, but they are unhappy. Aunt Ida will probably move in with them. We don't know anything about Aunt Rosa, but her two children are certainly negatively affected. My move, which was very difficult for me for 6 weeks and which I could not have managed without Marianne's enthusiastic help, now seems to have gone very well. Moreover, the apartment is much too nice for me. However, I had no other choice. Hopefully, I can now find peace and still be able to make myself useful in some way, even if my ability and chances to do so are approaching zero.
Take care of your health, don't despair, be happy, and say hello to all our friends. (I will soon respond to a particularly nice letter from Professor Fajans and his wife). Give us an honest update on your health and well-being. Warm regards from all of us.
Love,
Father
Rights
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