Letter from Max Bredig to Georg Bredig, September 17, 1938
- 1938-Sep-17
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Small JPG1200 x 1555px — 373 KBLarge JPG2880 x 3731px — 1.6 MBFull-sized JPG5358 x 6942px — 4.6 MBOriginal fileTIFF — 5358 x 6942px — 106 MBMax Bredig (1902-1977) wishes his father, Georg Bredig (1868-1944), well for his seventieth birthday, and describes his travels and employment prospects in the U.S.A. Max highlights meeting several of his father's former colleagues at a scientific conference in Milwaukee, Wisconsin.
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Bredig, Max Albert. “Letter from Max Bredig to Georg Bredig, September 17, 1938,” September 17, 1938. Papers of Georg and Max Bredig, Box 1, Folder 22. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/z7ut1e9.
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Max A.Bredig
Montague, Mich., Sept 17, 1938
Pine Bluff Resort
Lieber Vater!
Es sind zwar noch 14 Tage hin bis zu dem grossen Ereignis Deines siebenzigsten Geburtstages, aber es hilft nichts, die grosse Entfernung zwingt jetzt schon daran zu denken. Es ist natürlich nicht schön, dass ich nicht dabei sein kann , wenn Ihr feiern werdet, aber dass meine Gedanken dann bei Euch sein werden, dessen bist Du sicher.
Es wird ja eine stille Feier werden. Aber ich denke, dass ich meine eigene Abneigung gegen rauschende Feste von Dir geerbt habe, und dass daher auch Du ein solches jetzt nicht vermissen wirst, inclusive der wissenschaftlichen Ereignisse , die unter anderen Verhältnissen ja nicht ausgeblieben wären . Wir haben ja alle jetzt lernen können, dass nur die innere Befriedigung zählt und die äussere Anerkennung mehr als zweifelhaft ist. – Aber selbst an der letzteren hat es Dir ja nicht im geringsten gefehlt zu wie auch Zeiten wie auch heute noch! Hier ein Beispiel von vielen: Auf der Milwaukee – Tagung heute noch ! wurde ich einem Prof. Evens , wahrscheinlich ehemaligem Präsidenten oder Vicepräsidenten der Am. Chem. Soc . vorgestellt, der mich sofort fragte, was ich mit "the Bredig" zu tun hätte! Ich traf auf Schritt und Tritt Leute, die Dich entweder aus der Literatur wie einen Klassiker kannten, oder aber auch bei persönlicher Bekanntschaft in Verehrung von Dir sprachen. Nett war z.B. auch , als mir Dr. Weissberger, früher Leipzig, jetzt Eastman -Kodak, Rochester, die Geschichte Deiner Heimkehr vom mündlichen Abitur mit Ohrfeige Deiner Mutter als Anekdote über Dich erzählte!
Wenn jetzt diese oder jene Sorge ein wenig den Festtag beschattet, so sind es Dinge, die das Schicksal nun einmal verfügt hat und gegen die es keine menschliche Vorsorgemöglichkeit gab. Da nur der Wechsel dauert, wird sich auch da manches wieder einmal bessern, ich werde eine Stellung finden , und was da mehr an Complikationen ist, wird eine Lösung finden, wenn es ideale Lösungen auf dieser Erde natürlich auch nicht gibt.
Ich bin immer besonders froh, wenn ich in gesundheitlicher Hinsicht weiter gute Nachrichten habe, das ist die Hauptsache. Und ich wünsche mir zu Deinem Geburtstag, dass das die nächsten zwanzig Jahre so bleibt!
Nun will ich ein bischen von mir berichten. Ich weiss nicht, wann ich zum letzten Mal ausführlich geschrieben habe, ich habe meine Korrespondenzmappe nicht hier bei mir auf der Reise. Aber meine Kartengrüsse von unterwegs werdet Ihr ja hoffentlich erhalten haben. Ich bin seit zweieinhalb Wochen unterwegs. Ich hatte zum 1.Sept mein Zimmer aufgeben müssen, weil die Wirtin nur für das ganze nächste Semester vermieten will und mir ausserdem aus nichtiger Ursache Krach und Ärger gemacht hatte . Meine Sachen sind da her jetzt auf einem Speicher bei einem Spediteur. Das war ganz praktisch für mich, da ich doch für einige Zeit herumreisen musste und somit sparen konnte. Ich war erst in Canton, Ohio, wo die Timken Roller Bearing Co., in deren Interesse meine letzte Arbeit in Ann
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Arbor gemacht worden war , mich auf meine Bewerbung hin zum Interview bestellt hatte . Die Laborleute dort waren sehr nett und interessiert, ich verbrachte ca 3 Stunden mit ihnen in Diskussion und Labor -und Werkbesichtigung , aber die Kaufleute, bei denen die Entscheidung liegt, did not commit themselves at once. Vielleicht finde ich bei meiner morgigen Rückkehr nach Ann Arbor eine Nachricht vor. Auf der Rückreise , mit meinem sehr brav laufenden Wagen, fuhr ich durch Akron (Gummi) und Cleveland, schön am Lake Erie gelegen, dann an diesem entlang über Toledo, Ohio, nach A.A. zurück. Leider hatte ich noch keine Beziehungen zu den Gummi Leuten, sonst hätten ich sie bei der Gelegenheit vielleicht auch besucht. Es geht ihnen aber, glaube ich, nicht gut! Nach einem Tag in Ann Arbor und einen Tag mit Frau, Lore und Walter Marx hier in Montague am Lake Michigan, einem besonders schönen Fleckehen , fast an meinem Wege nach Milwaukee gelegen, setzte ich mitsamt Wagen auf dem Dampfer nach dorthin über. Von der Tagung hatte ich wissenschaftlich nichts, sondern bemühte mich auschliesslich , Menschen kennen zu lernen und Beziehungen anzuknüpfe. Besonders nett war Dr.Weissberger, früher in L.. Ich lernte durch ihn den Röntgenographen von Eastman-Kodak kennen, der mich vielleicht einmal brauchen kann. Jetzt ist noch nichts Bestimmtes herausgekommen . Dann sah ich einen Phosphatmann der mir wenig Hoffnung auf diesem Gebiet liess. Ich will es aber demnächst bei Monsanto versuchen. Schliesslich traf ich Dr.Egloff von der Universal Oil Products Co., die ein wunderbares Labor in Chicago haben, wo auch Ipatieff und A.V.Grosse, der Reindarsteller des Protactiniums, in leitender Stelle sind, und das ich dann später besichtigt habe. Ob dort einmal eine Möglichkeit für mich sein wird, ist mir aber zweifelhaft, obwohl ich auch hier eine application ausgefüllt habe. I.- lässt grüssen. Ich traf auch Wilstätter's Tochter in Milwaukee / und Madison, einer sehr reizenden Universitätsstadt, wo auch Walton ganz freundlich sich Deiner erinnerte, das gleiche gilt von McBain, der aber im Übrigen wohl nicht viel tun kann für mich. Auch der frühere Freiburger Organiker I. sprach sehr verehrungsvoll von Dir. Er ist hier im Osten in der Industrie jetzt. In Chicago war namentlich Beutler, der dort am Physics Department der Universität ist seit einem Jahr, und den ich ja von Berlin her ganz gut kenne, besonders nett und hilfsbereit. Durch ihn sprach ich den Röntgenmann des Armour Instituts of Technology, der eben falls eine Anstellung bei ihm in einiger Zukunft für nicht ausgeschlossen erklärte . Dort ist jetzt erst die Forschungsabteilung um Entstehen begriffen! Auch zwei ganz wichtige Leute aus der Stahlindustrie sprach ich, und da der eine auf dem gleichen Gebiet wie meine erste, aufgegebene Arbeit in A.A. arbeitet, wird vielleicht daraus noch etwas werden! Also, wie Du siehst einige mehr oder weniger hoffnungsvolle Möglichkeiten, aber noch nichts Definitives.
Ich führ vorgestern wieder hierherauf an die Ostseite des Lake Michigan, und werde nach zwei bis drei Erholungstagen am Montag spätestens wieder nach Ann Arbor zurückfahren und insbesondere meine Briefschreibetätigkeit in sehr gesteigertem Umfang wieder aufnehmen. Da ich noch nicht weiss, wo ich wohnen werde, schreibt Ihr in der nächsten Zeit am besten wohl immer wieder c/o Fajans. Essen werde ich wohl im Klub der Universität , das geht hier wegen grösserer Sauberkeit beim Aufwaschen etc. anscheinend viel besser, auch bin ich durch die Kur anscheinend schon wesentlich gegen Spuren desensibilisiert!!! Ich hatte in den 3 Wochen meiner Reise keinen Eiunfall!
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Eben kam Dein und Mariannes Brief an Frau Marx an, die hier mit mir am gleichen Tisch Briefe schreibt! Dies und die Tatsache, daß wir hier bei hiesigen „Schwobleute“, unseren Wirten, wohnen, bringt eine sehr heimatliche Atmosphäre hervor. – So also nochmal, viele innigsten Wünsche! Mit vielen herzlichen Grüßen an Marianne, Viktor, die Buben, P. Homburger, Frau Cotiaux, Neumanns etc, etc.
In Liebe,
Dein Sohn Max
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Max A.Bredig
Montague, Michigan, September 17, 1938
Pine Bluff Resort
Dear Father,
There are still two weeks until your grand seventieth birthday. However, it doesn’t help that our great distance forces you to think about it now. Of course, it's a pity that I can't be there when you celebrate but know that you’re in my thoughts.
It's going to be a quiet celebration. Yet, I think that I inherited my own aversion to lavish parties from you, and that you will not miss one now, including the scientific conferences that would have happened under other circumstances. We have all been able to realize now that only personal fulfillment counts, and that external recognition is indeterminate. However, you didn’t miss out on the latter, and your achievements are still celebrated today! Here is one example from many. At the conference in Milwaukee today, I was introduced to Professor Evens, likely the former President or Vice President of the American Chemical Society. He immediately asked me what my connection was to the "the Bredig"! Everywhere I went, I met people who either knew you as a renowned scholar from scientific literature, or who spoke about you with admiration if they knew you personally. It was also nice when Dr. Weissberger, formerly of Leipzig, and now employed at Eastman-Kodak in Rochester, told the story about your mother slapping you after you returned from finishing your secondary school exams.
If this or that worry now overshadows your birthday celebration a little bit, it is because of fate and events that no human could possibly prevent. On account of my permanent move, some things will improve there too. I will find a job and we will find a solution for any eventual complications, even if there are no ideal solutions on this earth.
I'm always particularly happy when I still receive good news about your health. That’s the most important thing. Moreover, on your birthday, I wish that it stays that way for the next twenty years!
I want to now tell you a little bit about myself. I don't know when I last wrote in detail. I didn't have my correspondence folder with me on the trip. Yet, hopefully you will have received my postcards from my trip. I've been traveling for two and a half weeks. I had to give up my room on September 1st because the landlady only wants to rent it out for the entire next semester. She also gave me a hard time for trivial reasons. My things are now in storage with a shipping company. That was very practical decision for me, especially since I had to travel for some time and was able to save money. I first went to Canton, Ohio, where the Timken Roller Bearing Company is located. My latest work in Ann Arbor was done
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on this company’s behalf. After I applied there, they invited me for an interview. The laboratory people there were very nice and engaging. I spent about 3 hours with them and received a tour of the laboratory and factory However, the business people who will make the decision, did not commit themselves at once. Perhaps, I'll hear some news when I return to Ann Arbor tomorrow. On the return journey I drove through Akron (rubber industry) and Cleveland with my well-running car. These cities are nicely situated on Lake Erie. I then drove back through Toledo, Ohio to Ann Arbor. Unfortunately, I haven't had any contact with anyone in the rubber industry yet. Otherwise, I would have visited them if I had the opportunity. I don't think they are doing well! After a day in Ann Arbor and a day with my Mrs. Marx, Lore Marx, and Walter Marx here in Montague on Lake Michigan, a particularly beautiful spot on the way to Milwaukee, I took the steamer ship there with my car. I didn’t learn anything scientifically at the conference, but I tried to meet people and establish relationships. Dr. Weissberger, formerly of Leipzig, was particularly nice. Through him, I met the radiographer at Eastman-Kodak, who might be able to help me one day. Nothing definite has come out of it yet. I next met a man who works in the phosphate industry and gave me some hope for this field. I want to try and apply to Monsanto soon. Finally, I met Dr. Egloff of the Universal Oil Products Company, who have a wonderful laboratory in Chicago. Ipatieff and A.V. Grosse, who produced protactinium, also work there in leadership roles. I later took a tour there. I doubt whether there will ever be an opportunity for me there, although I also filled out their application. Ipatieff says hello. I also met Willstätter’s daughter in Milwaukee. I then went to Madison, a very charming college town, where Walton also remembered you fondly. The same goes for McBain, although he can't do much for me. The organic chemist I., who previously worked in Freiburg, also spoke very reverently about you. He is now on the East Coast and works in industry. In Chicago, Beutler in particular, who has been working in the university’s Physics Department for one year and whom I know quite well from Berlin, was particularly nice and helpful. Through him, I spoke to the X-ray expert at the Armor Institute of Technology, who said there might be a position for me there in the future. The research department there is only in its infancy! I also spoke to two very important people in the steel industry. Since one of them works in the same field as my first job in Ann Arbor, maybe something will come of it! So, as you can see, I more or less have some encouraging prospects, but nothing definitive yet.
The day before yesterday, I returned to the eastern side of Lake Michigan. After two or three days of rest, I will return to Ann Arbor on Monday at the latest and will especially resume my letter-writing more. Since I don't yet know where I'll live, it's best to keep writing “c/o Fajans” in the near future. I'll probably eat at the university club. It’s apparently much better there because of its cleanliness. The allergy treatments have helped, and I think I’m immune now. I didn’t have any allergic attacks to eggs during my three-week trip!
(left margin)
Mrs. Marx just received the letter from you and Marianne. She is now writing letters here at the same table as me! This and the fact that we live with local “Swabians”, our hosts, creates a very homelike atmosphere. Many heartfelt wishes for you, and warm regards to Marianne, Viktor, the boys, P. Homburger, Mrs. Cotiaux, and the Neumanns etc.
Love,
Your son Max