Letter from Max Bredig to Georg Bredig and Marianne Homburger, February 1, 1936
- 1936-Feb-01
- 1936-Feb-02
Rights
BY 4.0Download all 3 images
PDFZIPof full-sized JPGsDownload selected image
Small JPG1200 x 1677px — 446 KBLarge JPG2880 x 4025px — 2.5 MBFull-sized JPG5233 x 7313px — 7.4 MBOriginal fileTIFF — 5233 x 7313px — 110 MBLetter written by Max Bredig (1902-1977) to his father, Georg Bredig (1868-1944), and sister, Marianne Homburger (1903-1987). Max thanks them for their letters and shares details about his life in Berlin. He is concerned about anti-Semitism in his laboratory, and if this could affect his employment there.
Property | Value |
---|---|
Addressee | |
Author | |
Place of creation | |
Format | |
Genre | |
Extent |
|
Language | |
Subject | |
Rights | Creative Commons Attribution 4.0 International License |
Rights holder |
|
Credit line |
|
Additional credit |
|
Digitization funder |
|
Institutional location
Department | |
---|---|
Collection | |
Series arrangement |
|
Physical container |
|
View collection guide View in library catalog
Related Items
Cite as
Bredig, Max Albert. “Letter from Max Bredig to Georg Bredig and Marianne Homburger, February 1, 1936,” 1936. Papers of Georg and Max Bredig, Box 1, Folder 22. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/x78peme.
This citation is automatically generated and may contain errors.
Image 1
1.2.36
Lieber Vater! Liebes Anndel!
Am 21.1. habe ich wohl zum letzten Male geschrieben? Ich habe soviel zu tun, dass ich nicht eher zum Schreiben komme, als heute am stillen Samstag abend. Habt vielen Dank für Brief vom 25.1. und Karten vom 27. und 30., sowie das Wäschepäckchen. Ich habe mich sehr gefreut, zu hören, dass die neue Hausangestellte so zu Eurer Zufriedenheit ausgefallen ist. Hoffentlich bleibt das so. Woher habt Ihr denn diesen enormen Glücksfall? Mir geht es auch „conventionell ordentlich". Das Iwrith ist nicht leicht, aber macht noch Spass. Vom Labor erzähle ich später noch. Zunächst zu Deinen verschiedenen Anfragen, Anndel: Wenn Du selbst Vaters Frack nicht für Dich gebrauchen willst und wenn Ihr wirklich meint, dass Du,Vater, ihn tatsächlich nie mehr selbst braucht so könnte ich ihn mir schon hier für mich ändern lassen, wenn auch ein akuter Anlass, ihn zu tragen, als da sind Hochzeiten, Kindstaufen u.dergl. nicht am Horizonte sichtbar sind! Also wenn Ihr wollt, so schickt ihn! Und vielen Dank!-Mit dem Weggeben des. Sofas aus dem Schlafzimmer bin ich nicht so einverstanden! Ich finde, dass es dort niemanden Stört, und bei Logierbesuch nach Tisch, insbesondere für mich im Sommer, ganz gute Dienste tut, ebenso vielleicht auch in Krankheitsfällen etc. An das Aufheben für später denke ich weniger, obwohl es doch wohl noch ganz ordentlich ist ? - Einen Pyjama hatte ich mir neulich schon gekauft, sodass ich jetzt 2 gute und 2 weniger gute, sowie mindestens 6 Nachthemden habe. Vielleicht kaufe ich mir noch einen sehr guten dazu (Seide?).
2.2.36.
Auch am „stillen“ Samstagabend bin ich nicht weiter gekommen, als bis hierher, und zwar weil ich mich inzwischen mit Dr. Peschk.s verabredet hatte, um die Frage bezügl, ärztl. Niederlassung zu besprechen. Er versteht diesen Fall ebenso wenig wie ich: Wie ist es möglich, dass ein Franzose auf deutscher Seite gekämpft haben soll?! Im Übrigen meinte er, dass wenn er die deutsche Approbation hat, amtlicherseits seiner Niederlassung nichts im Wege stünde, dass seine Aussichten im Wesentlichen von seiner Tüchtigkeit abhingen, wobei es mit den Privatkassen neuerdings auch allerdings
Image 2
(page 2)
schwierig zu werden scheint! Hat denn der betr. früher in B. eine Praxis gehabt? Dann wären, wenn es eine Privatpr. war, seine Aussichten, sie z.Tl. wieder zu gewinnen, wenn er tüchtig und beliebt war, nicht ganz schlecht.
Und nun zu der Klavierfrage: Alle Leute finden unsere Absicht, in ein altes Instrument noch über 200.-Mhineinzustecken, ziemlich verrückt, raten vielmehr, es dort zu verkaufen, wofür man allerdings so gut wie nichts bekommen würde, und hier bei einer Wohnungsauflösung ein gutes billig zu erstehen. – Ich glaube allerdings jetzt noch etwas ganz anderes in dieser Angelegenheit sagen zu müssen. Es kommt wahrscheinlich weder das eine noch das andere mehr sehr in Frage. Denn die Aussicht dafür, dass ich noch sehr lange hier bleiben werde, hat sich in den letzten Tagen sehr verändert! Es hat nämlich im Labor einen ziemlichen antisemitischen Skandal gegeben, dessen Anlass, wenn auch nicht tiefere Ursache, der Dir bereits aus meinen Erzählungen ja sattsam bekannt neveu war! Gegen mich ist bisher so gut wie nichts dabei geschehen, aber die Situation ist z.Zt. doch so, dass H.H.F. zu mir sagen musste, dass ich Wohl am Ende dieses Jahres nicht mehr bei ihm sein würde. Es ist allerdings auch möglich, dass sich die Wogen bald wieder glätten, wonach es eigentlich jetzt bereits aussieht, aber immerhin muss man darauf gefasst sein. Diesmal wurden nur der besagte Herr und vor allem die ganz unschuldige und sonst allgemeine nicht unbeliebte Sekretärin näher betroffen. Ersterer betritt das Labor nicht mehr, macht aber nächstens sein Examen und dampft nach U.S.A. ab. Letztere hatte schon von sich aus vor längerer Zeit für 1x den 1.IV. gekündigt, was die Aktion gegen sie umso unverständlicher macht; sie geht Mitte Maerz. Als nächstes Opfer, Termin allerdings ganz unbestimmt, vermutet man, wie gesagt, mich, über den man sich bereits erkundigte, ober nicht auch durch eine andere gleichwertige Kraft ersetzbar sei, was bisher von H.H.F. verneint wurde! Aber wie er fühlt sich doch veranlasst, mir die Situation zu denken zu geben und will auch selbst in der Angelegenheit an mich denken. Von mir aus die Stellung aufzugeben, hat er abgeraten; die Aussicht auf eine neue dürfte allerdings erst dann greifbarer werden, wenn man frei ist, weil vorher niemand etwas in der Sache tut! Ich sehe übrigens der ganzen Entwicklung voller Ruhe entgegen.
Image 3
(page 3)
Aber überlege Dir doch bitte auch, ob unter diesen Umständen noch der Klaviertransport opportun erscheint!
Was werden übrigens Goldschmidt bezw. Fajans tun? Von letzterem glaubte H.H.F., dass er schon in England sei? Ob er irgend etwas mit mir anfangen könnte? Allerdings erscheint es mir ja / nicht ausgeschlossen, dass ich wo anders eine bessere Gelegenheit finden würde, wenn es darauf ankäme.
Übrigens hatte H.H.F zufällig gerade kurz vor der Aktion anlässlich eines Gespräches über meine fernere Zukunft gesagt, dass er mich ausegoistischen Gründen von sich sehr ungern verlieren würde! Dass er aber leider mir ja nichts besseres bieten könne, als ich bisher hätte.
Also wer wer 'n sehn, wenn wern do sin
Auf Deine Bitte lege ich hier mein Duplikat meiner Einkommensteuer-Erklärung bei. Bitte zurück! Leider bin ich gerade an der unteren Grenze einer neuen Stufe, was ca 120 .- M Steuer ausmacht! Gemein so was! Die Schreibmaschine kann ich leider nicht/absetzen, da sie weder zu den Werbungskosten bei meinen Einkünften aus Gehalt noch zu denen aus Kapitalvermögen zählt! Ausserdem würde auch das nicht mich in die nächste tiefere Gruppe bringen. Das nächste Jahr wird ja das Einkommen aus Kapitalvermögen, wegen Fortfalls der Conversions-Bonusse (besser wohl: Boni?) wieder erheblich kleiner sein. na, und das Andere?!?
Dem Schn. geht es sehr gut in H. Bei seinem jung verheirateten Bruder war ich diese Woche zum Abendessen und Klavierspiel. Am Donnerstag werde ich wieder bei Dr. Peschk. sein. Die Guttmann-Buben habe ich nicht gesehen. Von Werners Pensionierung hörte ich mit Entrüstung.
Schnells Naturwissenschaften habe ich auf seinen Wunsch doch für den angebotenen Preis an J. verkauft. Deine Idee mit den Ultraschallwellen finde ich sehr originell. Was macht die Ausführung?
Die Dr.-Arbeit des Neveu soll Herrn Schleede, dem Nachfolger K.A. Hofmanns hier, der auch unser Konkurrent auf diesem Phosphatgebiet ist, sehr interessiert haben. Insbesondere der darin abermals hergestellte, von ihm nicht erhaltene Carbonatapatit. Dem neuen Doktoranden macht die Fortsetzung der Arbeit (Kalium-homologe etc) offenbar Freude. Er arbeitet ordentlich und ich komme mit ihm, bis vor kurzem Fachgruppenleiter bei der Studentenschaft an der T.H. hier, ein Ur-Berliner, sehr gut aus. Mein Chinese schreibt zur Zeit seine Arbeit zusammen.
Sonst nix Neues mehr. Seid beide recht herzlich gegrüsst
von Eurem Max
Image 1
February 1, 1936
Dear Father and Anndel,
I probably haven’t written since January 21st. I’ve been so busy that I couldn’t find time to write until now, on a quiet Saturday evening. Thank you very much for the letter you sent on the 25th, as well as the cards you sent on January 27th and 30th, and for the laundry package. I was very pleased to hear that the new maid is working out well. Hopefully, it will continue that way. Where did you find such good luck? I’m also doing well. Hebrew isn't easy, but it's still enjoyable. I'll tell you more about the laboratory later. Regarding your various inquiries, Anndel: if you don't plan to use Father’s tailcoat and Father, you believe that you won’t need it either, I could have it tailored for me here. I could wear it in case there are weddings, baptisms, or other occasions in the future. So, if you don't need it, please send it. Thank you very much! Regarding the sofa in the bedroom, I don't agree with giving it away. I think it doesn't bother anyone there, and it's useful for guests who stay after dinner, especially in the summer. It may also be useful in cases of illness. I’m not thinking too much about saving it for later, although it's probably still in good condition. I recently bought a pair of pajamas, so now I have two good pairs and two less good ones. I also have at least six nightshirts. Maybe I’ll buy a very good one made of silk.
February 2, 1936
Even on a “quiet” Saturday evening, I couldn't get any further because I talked to Dr. Peschk. and made an appointment to discuss the issue of medical residency. He didn't understand the case any more than I did. How is it possible that a Frenchman fought on the German side? He also mentioned that if the person has a German license to practice medicine, nothing would officially stand in the way of settling down. The person's prospects essentially depend on their ability, although private health insurance companies
Image 2
(page 2)
have recently become difficult. Did the person previously have a practice in Berlin? If it was in a private apartment and the person was capable and well-liked, their chances of regaining it are not all that bad.
Let's turn our attention to the question of the piano. Many people think that our plan to spend more than 200 Marks on an old instrument is crazy, and suggest that we sell it, even though we would receive very little for it. They suggest that we could likely purchase a good one for cheap during a house clearance. However, I believe that the matter is not as simple as that. Recent events have caused me to reassess the situation. I may not be staying here for as long as I initially thought. There was an anti-Semitic scandal in the laboratory recently, which you may recall from my previous stories, and the situation has changed considerably as a result. Therefore, I believe that neither selling nor purchasing a new piano is the right course of action at this time. At present, I have not experienced any negative consequences, but the situation remains uncertain. H.H.F. recently informed me that my employment with him may not continue beyond this year. However, the situation seems to have stabilized somewhat, but I must remain prepared for any eventuality. The recent incident only affected the gentleman involved and his innocent and popular secretary. The gentleman no longer enters the laboratory and will soon be leaving for the U.S.A after taking his exams. The secretary had already resigned effective April 1st, which makes the action taken against her even more incomprehensible. She will be leaving in mid-March. I have been warned that I may be the next target, but the timeline is unclear. Some have even suggested that someone of equal standing could replace me, but H.H.F. has denied this possibility. He has advised me to retain my position but consider other prospects only after I am free to do so. At present, no action is being taken. Nevertheless, I am calm and ready to face whatever may come my way.
Image 3
(page 3)
However, considering the circumstances, we should reconsider whether transporting the piano is still a good idea.
Additionally, what are Goldschmidt and Fajans planning to do? H.H.F thought that Fajans might already be in England. Is there anything he could do to help me? Nonetheless, I believe that I could find a better opportunity elsewhere if necessary.
Interestingly, just before the incident, H.H.F expressed during a conversation about my future that he did not want to lose me for selfish reasons. Unfortunately, he could not offer me anything better than what I have now.
We will see when we get to that point!
At your request, I am enclosing a duplicate copy of my income tax return. Please send it back to me once you have reviewed it. Unfortunately, I have reached the lower limit of a new tax bracket, which means that I now have to pay around 120 Marks in taxes. This is a significant amount of money for me. I had hoped that the typewriter I own could be counted as an income-related expense towards my salary or capital assets, but unfortunately, it cannot. Selling the typewriter wouldn’t help me to lower my tax bracket either. However, next year my income from capital assets will be considerably smaller as the conversion bonuses are being discontinued. As for the other issue, I am not sure what you are referring to. Please let me know if you need any further information.
Schnell is doing very well in H. I recently went to his brother's house for dinner and played the piano. He was recently married. On Thursday, I will see Dr. Peschk again. I haven’t seen the Guttmann boys. I was upset to hear about Werner’s retirement.
At Schnell’s request, I sold his book “Natural Sciences” to J. for the offered price. I find your idea about using ultrasonic waves very original. Could you tell me more about how it would be carried out?
Neveu’s doctoral thesis supposedly caught the attention of Mr. Schleede, who succeeded K.A. Hofmann and is also our competitor in the phosphate field. Schleede was particularly interested in the carbonate apatite that Neveu produced, but did not preserve. The new doctoral student has continued the work, including the production of potassium homologues, and is doing well. I have a good working relationship with him. He was previously the head of the student body at T.H. and is originally from Berlin. My Chinese doctoral student is currently finishing up his publication.
There is nothing new to report otherwise. Greetings to both of you!
Max
Rights
BY 4.0Download all 3 images
Searchable PDFmay contain errorsZIPof full-sized JPGsDownload selected image
-
Keyboard Shortcuts
Previous image shift + or , Next image shift + or . Pan image Zoom in + or shift + Zoom out - or shift + Zoom to fit 0 Close viewer esc Also
Mouse click to zoom in; shift-click to zoom out. Drag to pan. Pinch to zoom on touch.